OVHcloud vs. AWS – Welcher Anbieter bietet die bessere Leistung pro Euro?

Bei Cloud-Infrastrukturen zählt nicht nur rohe Performance, sondern auch Effizienz und Wirtschaftlichkeit. In diesem Beitrag vergleichen wir die Block Storage-Angebote von OVHcloud und AWS auf Basis aktueller Benchmark-Daten und technischer Spezifikationen. Der Fokus liegt auf Performance (IOPS), Skalierung und Kosten. Ziel ist es, fundierte Empfehlungen für typische Einsatzszenarien zu geben.

Die Testkandidaten im Überblick

OVHcloud Block Storage Varianten

Volume-TypPerformancePreisstruktur
Classic250 IOPS garantiert0,00007 €/GB/Stunde
High SpeedBis zu 3.000 IOPS0,000142 €/GB/Stunde
High Speed Gen 230 IOPS/GB (max. 20.000 IOPS)0,000142 €/GB/Stunde

AWS EBS Volume-Typen im Vergleich

Volume-TypPerformancePreisstruktur
gp23 IOPS/GB (max 250 IOPS/GB)0,10 USD/GB/Monat
gp3Benutzerdefiniert (ab 3.000 IOPS inkl.)0,08 USD/GB + Aufpreis
io1Bis 50 IOPS/GB0,125 USD/GB + 0,065 USD/IOPS
io2Bis 64.000+ähnlich io1, teurer

Analysevorgehen

Für die durchgeführte Analyse wurde das Open-Source-Tool dbench verwendet. Dabei handelt es sich um ein Kubernetes-basiertes Benchmark-Framework, das Persistent Volumes auf ihre reale Leistungsfähigkeit hin testet. Dbench nutzt das weit verbreitete Performance-Tool fio (Flexible I/O Tester), um verschiedene Lastprofile zu simulieren und dabei Metriken wie IOPS, Durchsatz (MB/s) und Latenz zu erfassen.

Funktionsweise:

  • Innerhalb von Dbench wird fio ausgeführt, das gezielt Lese- und Schreiboperationen auf dem zugewiesenen Speicher durchführt.

  • Dabei werden sowohl Random Reads/Writes als auch Sequential Reads/Writes getestet, jeweils mit verschiedenen Blockgrößen.

Vorgehensweise in dieser Analyse:
  • Es wurden pro Volumengröße mehrere Lese-/Schreibprofile mit identischen Konfigurationen getestet.

  • Jeder Testlauf wurde mehrfach wiederholt, um Ausreißer zu identifizieren und den Mittelwert zu ermitteln.

  • Getestet wurde auf VM in Frankfurt (Region DE) mit identischen Compute-Ressourcen.

Die Verwendung von dbench ermöglichte einen realitätsnahen Vergleich unter produktionsnahen Bedingungen und sorgt für eine hohe Aussagekraft der Resultate.

Benchmark-Ergebnisse im direkten Vergleich

Wir haben die Performance der Volumes mit unterschiedlichen Größen getestet (von 5 GB bis 1.280 GB).

Die obige Grafik visualisiert eindrucksvoll die IOPS-Skalierung (Input/Output Operations per Second) unterschiedlicher Blockstorage-Angebote von OVHcloud und AWS über verschiedene Volumengrößen hinweg – von 5 GB bis 1.280 GB. Sie liefert eine klare Aussage über die Leistungscharakteristika der verschiedenen Volumetypen.

Detaillierte Interpretationen der Kurven

AWS gp2 (gelb)

  • Die Linie zeigt eine flache, konstante Performance bei 2995 IOPS

AWS gp3 (orange)

  • Die Kurve beginnt auf mittlerem IOPS-Niveau und bleibt konstant, da gp3 unabhängig von Volume-Größe bereitgestellte IOPS verlangt.

  • Zwar hoch performanter Speicher, aber mit hohen Zusatzkosten durch manuelles IOPS-Provisioning.

AWS io1 (grün)

  • Diese Kurve ist dominant ansteigend und zeigt, dass AWS io1 lineare Hochskalierung bis über 60.000 IOPS erlaubt – je nach Größe und bereitgestellten IOPS.

  • Für höchste Performance gedacht – allerdings mit massiven Zusatzkosten (bis zu mehreren Tausend Euro pro Monat).

OVH Classic (blau)

  • Die Linie bleibt durchgehend auf einem Niveau bei 250 IOPS, unabhängig von der Volume-Größe.

  • Dies unterstreicht die einfache, stabile und vorhersehbare Leistung – ideal für Basis-Workloads mit konstantem, aber geringem IOPS-Bedarf.

OVH High Speed (rot)

  • Auch diese Kurve verläuft horizontal, stabil bei ca. 3.000 IOPS über alle Volume-Größen hinweg.

  • Dies zeigt eine leistungsfähige Basisoption für produktive Workloads

OVH High Speed Gen2 (grau)

  • Beginnt im unteren Bereich mit moderaten IOPS-Werten, steigt aber linear mit der Volume-Größe.

  • Ab 100 GB beginnt ein deutlicher Leistungszuwachs.

  • Ab 800 GB erreicht Gen2 sein Limit bei 20.000 IOPS, wo die Linie sich stabilisiert.

Die folgende Grafik stellt die monatlichen Kosten für 100 GB Blockstorage im direkten Vergleich zwischen verschiedenen Angeboten von OVHcloud und AWS dar. Grundlage ist die Kombination aus Speicherpreisen und den bei AWS zusätzlich zu bezahlenden IOPS-basierten Leistungsaufschlägen. Diese Darstellung macht deutlich, wie stark sich Preisstrukturen unterscheiden – insbesondere bei hoher Performance.

Die drei Varianten von OVHcloud (Classic, High Speed und High Speed Gen2) liegen mit 5 bis 10 Euro im Monat in einem sehr günstigen Bereich. Der Einstieg beginnt bei OVH Classic, das für gerade einmal 5 Euro im Monat eine stabile Leistung von 250 IOPS garantiert. Für einfache Workloads, Boot-Volumes oder Testsysteme ist das eine äußerst attraktive Option. Sowohl OVH High Speed als auch High Speed Gen2 kosten 10 Euro bei 100 GB, wobei sich die Leistungsfähigkeit deutlich unterscheidet: Während der „normale“ High-Speed-Speicher bis zu 3.000 IOPS liefert, skaliert Gen2 linear mit 30 IOPS pro GB, was bei 100 GB bereits bis zu 3.000 IOPS ergibt – und bei größeren Volumes sogar bis zu 20.000 IOPS. Der große Vorteil: Bei OVHcloud sind alle IOPS-Kapazitäten im Preis enthalten, was für transparente und kalkulierbare Kosten sorgt.

Im Vergleich dazu zeigt sich, dass AWS ein ganz anderes Preismodell verfolgt – insbesondere bei den leistungsstarken Speicheroptionen. AWS gp2 liegt mit 11 Euro pro Monat leicht über dem OVH-Classic-Tarif, bietet aber ähnlich geringe Performance (ca. 300 IOPS). AWS gp3, auf den ersten Blick günstiger in der Grundstruktur (0,08 USD/GB), wird extrem teuer, sobald zusätzliche IOPS benötigt werden: In unserem Beispiel mit über 13.000 IOPS steigen die monatlichen Kosten auf 1.140 Euro – ein Vielfaches dessen, was bei OVHcloud fällig wäre. Noch drastischer ist die Preisentwicklung bei AWS io1 und io2, die für Hochleistungs-Workloads mit extremen IOPS-Anforderungen konzipiert sind. Während AWS io1 in der 100-GB-Konfiguration bereits 393 Euro pro Monat kostet, schlägt AWS io2 mit unglaublichen 3.800 Euro im Monat zu Buche – bei ähnlichem Speicherplatz, aber maximaler Performance.

Diese Darstellung macht deutlich: Während OVHcloud unabhängig vom IOPS-Niveau mit fixen und nachvollziehbaren Preisen punktet, steigen die Kosten bei AWS schnell und teils exponentiell an – insbesondere bei gp3, io1 und io2. Das bedeutet: Wer in AWS höhere Leistung benötigt, muss diese auch teuer erkaufen.

Bewertung

Die Bewertung der getesteten Blockstorage-Optionen basiert auf der Kombination aus gemessener Performance (IOPS), Preisstruktur sowie der Skalierungslogik der jeweiligen Volumes. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Angeboten von OVHcloud und AWS, die nicht nur technische, sondern auch wirtschaftliche Auswirkungen auf den laufenden Betrieb haben.

OVH Classic positioniert sich als ultra-günstige Einstiegsoption. Mit konstanten 250 IOPS und einem Preis von nur 5 € pro 100 GB ist dieser Speichertyp vor allem für einfache Workloads, wie etwa Testumgebungen, Boot-Volumes oder kleine Webanwendungen interessant. Für produktive Anwendungen mit hohem Datenbank- oder Transaktionsanteil ist der Classic-Typ jedoch zu leistungsschwach.

OVH High Speed bietet mit bis zu 3.000 IOPS eine solide Basis für leistungsfähige Workloads und konkurriert direkt mit AWS gp2. Im direkten Vergleich liefert OVH High Speed eine nahezu identische IOPS-Leistung, jedoch zu einem deutlich besseren Preis. Die planbare, konstante Performance ohne Bursts macht diese Option besonders attraktiv für mittelgroße Produktivumgebungen.

OVH High Speed Gen2 ist die flexibelste Option im OVH-Portfolio. Die IOPS-Leistung steigt hier linear mit der Volume-Größe – bei 30 IOPS pro GB bis maximal 20.000 IOPS pro Volume. Während kleinere Volumes (unter 100 GB) in ihrer Effizienz noch hinter High Speed Gen1 zurückbleiben, überholt Gen2 ab 100 GB nicht nur intern, sondern auch gegenüber AWS-Alternativen. Besonders auffällig ist der Vorteil ab etwa 800 GB: Hier erreicht OVH Gen2 sein IOPS-Maximum und bietet eine Performance, die AWS gp3 deutlich übertrifft – zu einem Preis, bei dem man bei AWS gerade einmal 10 GB gp3 mit vergleichbarer Leistung provisionieren könnte.

AWS gp3 wurde entwickelt, um Flexibilität und Performance zu kombinieren. Zwar sind die ersten 3.000 IOPS kostenlos enthalten, jede darüber hinausgehende Leistung muss jedoch separat provisioniert und bezahlt werden. Dadurch kann gp3 bei hohen Anforderungen schnell teuer werden. Die Kombination aus Speicherkosten, IOPS- und Bandbreitengebühren macht die Kalkulation komplex und weniger planbar als bei OVHcloud.

AWS io1 und io2 sind die leistungsstärksten Volumes im Testfeld. Mit bis zu 64.000 oder sogar 100.000 IOPS sind sie technisch kaum zu schlagen – vor allem für latenzkritische, transaktionsintensive Enterprise-Anwendungen. Diese enorme Leistung hat jedoch ihren Preis: Die monatlichen Kosten für 100 GB Speicher inklusive IOPS können leicht auf mehrere Tausend Euro ansteigen. Für den Großteil klassischer Workloads ist das Overkill – sowohl technisch als auch wirtschaftlich.

Fazit: Wann ist OVHcloud die bessere Wahl?

1. Kosteneffizienz bei guter Performance

Mit OVH High Speed erhalten Kunden eine solide Performance von bis zu 3.000 IOPS – vergleichbar mit AWS gp2 – aber zu einem deutlich günstigeren Preis. Gerade bei mittleren bis größeren Workloads ergibt sich ein signifikantes Einsparpotenzial.

2. Starke Performance-Option mit High Speed Gen2

Ab 100 GB entfaltet der High Speed Gen2 sein volles Potenzial. Ab ca. 800 GB Volumengröße erreicht dieser Storage IOPS-Werte, die AWS gp3 übertreffen, und das zu einem Preis, bei dem man bei AWS kaum 10 GB konfigurieren könnte. Damit wird Gen2 zur attraktiven Wahl für datenintensive Anwendungen.

3. Planbare Leistung ohne Bursting-Mechanismen

Im Gegensatz zu AWS gp2 oder gp3, die auf komplexe Burst-Logiken und IOPS-Zuteilungen setzen, bietet OVHcloud eine konstante, planbare Leistung. Das ist ein Vorteil für produktive Systeme, bei denen stabile IOPS entscheidend sind.

4. Transparente Preisgestaltung und einfache Skalierung

OVHcloud bietet einfache, transparente Preisstrukturen: keine Zusatzkosten für zusätzliche IOPS, kein manuelles Provisionieren wie bei AWS gp3. Das erleichtert Planung und Automatisierung.

5. Europäische Cloud mit Datenschutzvorteil

OVHcloud ist ein europäischer Anbieter mit Rechenzentren in der EU (z. B. Frankfurt) und erfüllt höchste Datenschutzstandards. Gerade in regulierten Branchen wie Finanzen, Gesundheitswesen oder im öffentlichen Sektor ist das ein entscheidender Vorteil gegenüber US-Hyperscalern.

Marc Achsnich
Team Lead synaigy GmbH

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