insights! #65: Shopwares Vision für die digitale Zukunft des E-Commerce

Im Gespräch mit mir erzählt dir Sebastian Hamann, CEO von Shopware, wie KI und innovative Technologien den E-Commerce transformieren können und wie Shopware den Markt für mittelständische Unternehmen mit Lösungen, die wirklich etwas bewegen, aufmischt. Sebastian verrät dir zudem, warum kundenzentrierter Markenaufbau und mutige Entscheidungen das A und O für zukünftigen, digitalen Erfolg sind.

Ich finde, künstliche Intelligenz muss immer ein Leadership-Thema sein

Sebastian Hamann

E-Commerce entwickelt sich rasant weiter, so braucht es mehr als nur gute Produkte – es braucht mutige Visionen und maßgeschneiderte Lösungen. Sebastian Hamann, Mitgründer und CEO von Shopware, erklärt, wie sein Unternehmen den Mittelstand unterstützt und warum es gerade jetzt wichtig ist, Innovationen voranzutreiben. Shopware hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur auf die Bedürfnisse der größten Konzerne zu reagieren, sondern vor allem den oft übersehenen Mittelstand mit den richtigen Werkzeugen für den Erfolg auszustatten.

Shopware und der Mittelstand: Eine maßgeschneiderte Lösung

Shopware hat sich in den letzten 23 Jahren von einem kleinen Unternehmen zu einem Marktführer im Bereich E-Commerce-Software für den Mittelstand entwickelt. Sebastian Hamann betont, dass der Mittelstand oft übersehen wird, obwohl er mit komplexen Anforderungen konfrontiert ist, die speziell zugeschnittene Lösungen erfordern. Mit Funktionen wie dem Flow Builder und dem Rule Builder ermöglicht Shopware es Unternehmen, ihre E-Commerce-Prozesse zu automatisieren und so effizienter zu arbeiten, ohne dass dafür teure und aufwendige Entwicklungen notwendig sind.

Diese Tools sind ein Beispiel dafür, wie Shopware Unternehmen dabei hilft, ihre Effizienz zu steigern und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Verbesserung des Kundenerlebnisses und die Erhöhung der Margen. Hamann sieht in der Kombination aus Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit den Schlüssel zum Erfolg für den Mittelstand, der oft nicht die Ressourcen hat, um mit den großen Playern zu konkurrieren.

Amerikanischer E-Commerce und die Chancen für Europa

Mit dem Schritt auf den amerikanischen Markt hat Shopware nicht nur die eigene Reichweite erweitert, sondern auch wertvolle Einblicke gewonnen. Der amerikanische Markt ist nicht nur der größte E-Commerce-Markt der Welt, sondern auch ein Innovationsmotor. Sebastian Hamann stellt fest, dass die positive, mutige Einstellung der amerikanischen Unternehmen gegenüber neuen Technologien und Geschäftsmodellen ein Vorbild sein kann. Diese Einstellung könnte auch dem deutschen Mittelstand helfen, schneller und entschlossener zu handeln.

Hamann sieht in der Expansion nach Amerika eine Win-Win-Situation: Die Innovationen und Trends, die in den USA entstehen, fließen direkt in die Weiterentwicklung von Shopware ein und kommen so auch europäischen Unternehmen zugute. Besonders im Bereich der KI sieht er enormes Potenzial, das noch längst nicht ausgeschöpft ist.

Direct-to-Consumer: Ein disruptives Modell mit Zukunft

Ein weiteres spannendes Thema, das im Gespräch zur Sprache kommt, ist das Direct-to-Consumer (D2C)-Modell. Hamann erkennt in D2C eine der größten Veränderungen im Handel der letzten Jahre. Durch den direkten Zugang zu ihren Kunden können Marken nicht nur bessere Produkte entwickeln, sondern auch ihre Margen verbessern und ihre Abhängigkeit vom traditionellen Handel reduzieren.

Er betont jedoch, dass dies nicht bedeutet, dass traditionelle Handelsmodelle ausgedient haben. Vielmehr sieht er eine Zukunft, in der Marken und Händler gleichermaßen erfolgreich sein können, wenn sie ihren Kunden einen echten Mehrwert bieten. Dies könnte beispielsweise durch personalisierte Beratung, digitale Services oder ein einzigartiges Markenerlebnis geschehen. Der Aufbau einer starken Marke wird dabei immer wichtiger, um in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt zu bestehen.

Mut zur Zukunft: Innovationen wagen und Chancen ergreifen

Sebastian Hamann ist überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft darin liegt, mutige Entscheidungen zu treffen und neue Technologien wie KI aktiv zu nutzen. Er sieht in der E-Commerce-Branche ein enormes Potenzial für innovative Geschäftsmodelle und ruft dazu auf, sich nicht von Ängsten oder Unsicherheiten lähmen zu lassen. Stattdessen sollten Unternehmen experimentieren, lernen und vor allem: handeln. Zum Abschluss betont Hamann die Wichtigkeit von Gemeinschaft und Netzwerken. Er glaubt, dass der Aufbau starker Communitys sowohl für Unternehmen als auch für ihre Kunden von großem Vorteil sein kann. Durch die Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen können Unternehmen nicht nur ihre eigenen Produkte verbessern, sondern auch die Kundenbindung stärken.

In a nutshell: Eine positive Zukunft für den E-Commerce

Sebastian Hamann und Shopware zeigen, wie wichtig es ist, in einer sich schnell verändernden Welt mutig und innovativ zu sein. Mit einem klaren Fokus auf den Mittelstand und einer starken Ausrichtung auf zukünftige Technologien wie KI hat Shopware die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Unternehmen, die sich dieser Haltung anschließen und die Chancen des digitalen Wandels aktiv nutzen, werden in der Lage sein, ihre Position im Markt zu stärken und nachhaltig erfolgreich zu sein.

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Hier ist der Inhalt:

Joubin Rahimi:

Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von Insights. Mein Name ist Joubin Rahimi und heute darf ich Sebastian Hamann von Shopware begrüßen. Hallo Sebastian.

 

Sebastian Hamann:

Hallo Joubin.

 

Joubin Rahimi:

Klasse. Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Als CEO eines doch mittlerweile wirklich großen Software Unternehmens im E-Commerce und als Gründer hast du wahrscheinlich viele andere Themen auch auf dem Schreibtisch. Insofern erst mal vorab dafür danke. Danke dafür. Wir kennen uns ja schon eine Weile. Aber vielleicht magst du zwei, drei Sätze zu dir und auch zu Shopware erzählen für diejenigen, die dich noch nicht kennen.

 

Sebastian Hamann:

Ja, vielen Dank für die Einladung. Sehr gerne, Joubin. Ich bin Sebastian. Sebastian Hamann hat das Unternehmen vor mittlerweile 23 Jahren gegründet, gemeinsam mit meinem Bruder Stefan. Ich komme aus dem Produktbereich genauso wie mein Bruder. Wir sind also Produkt-Founder, wenn du so möchtest. Ja, ich stehe für den ganzen Bereich Customer Experience, habe damals auch selber noch das Frontend designt, das User-Interface von Shopware etc. Bin also auch nach wie vor sehr leidenschaftlich im Produkt unterwegs und auch in den Kundennutzen. Mein Bruder halt hat die ganze Technik verantwortet und das Ganze entwickelt und vorangebracht. Genau, Shopware, vielleicht einigen einen Begriff.

Wir sind ja in Deutschland Marktführer, fokussieren uns auf den Mittelstandbereich und sind vor allen Dingen dafür bekannt, dass wir eine sehr flexible und anpassungsfähige Software haben.

 

Joubin Rahimi:

Danke, ich nehme den Ball mal direkt auf, weil wir haben ja immer die Diskussion, wenn wir Kunden beraten dürfen, welche Software wann wo sinnvoll ist. nd zum einen sollte natürlich ein Kunde entscheiden, nicht wir. Wir sind ja beratend zur Seite. Aber du hast gesagt Mittelstand. Wie definiert ihr den Mittelstand in dem Konstrukt?

 

Sebastian Hamann:

Ja, also erst mal finde ich, dass der Mittelstand stark vernachlässigt wird von vielen Anbietern. Also viele Anbieter wollen halt das ganze Spektrum anbieten oder viele gehen auf den Enterprise Bereich, also die wirklich großen Corporate Unternehmen. Der Small Business Bereich ist auch sehr kompetitiv. Also viele Anbieter, die dort unterwegs sind und der Mittelstand wird dort eben vernachlässigt, der eben aber auch sehr hohe Anforderungen hat an Commerce-Lösungen. Also er hat viel mit Komplexität zu tun. Gerade dann, wenn ich halt mehrere Sprachen, mehrere Währungen habe, mehrere Länder bedienen möchte, womöglich unterschiedliche Warenlager habe, die ich anbinde, vielleicht noch unterschiedliche ERP Systeme, Kundengruppen, B2C, B2B oder D2C Geschäftsmodelle zur gleichen Zeit abbilden möchte. Dann habe ich halt eine hohe Komplexität und Anforderungen, aber nicht unbedingt das Budget, mir halt die großen schwergewichtigen Enterprise Systeme zu leisten. Und vielleicht würden die mich auch überfordern, weil sie gar nicht die Geschwindigkeit auf die Straße kriegen, die ich im Mittelstand brauche. Wir von Shopware definieren den Mittelstand eben auch nach dieser Komplexität und nach den Anforderungen, aber auch nach der Größe der Unternehmen gerade auch dem Online Handelsvolumen, der GMV, der generiert wird. Und sagen in der Regel in dem Moment, wo ich halt so diese 1 Million, 2 Millionen GMV-Grenze überschreite, rutsche ich halt in den Lower-Mint Market Bereich und dann gehe ich halt hoch zu dem Ober-Mint Market, der sich dann irgendwo so in Deutschland oder in Europa so im Bereich 100 Millionen GMV befindet. Wenn wir jetzt einen Blick auf Amerika werfen, wo wir ja auch unterwegs sind mit Shopware, dann sieht das Ganze ein bisschen anders aus. Also in Amerika ist der Mittelstand halt per se etwas größer per Definition. Also in Amerika ist nicht nur die Shampoo Flasche ein Stück weit größer, sondern halt auch einfach der Online Handelsumsatz ist einfach größer. Dort sehen wir halt, dass der Bereich eher so im Bereich 250 bis 300 Millionen liegt. Genau das ist so auch der Sweet Spot, wo Shopware unterwegs ist und wo wir halt den größten Wert auch für unsere Kunden generieren können.

 

Joubin Rahimi:

Super, danke. Ich habe eigentlich zwei Pfade, die ich gleich mit dir verfolgen möchte oder nicht gleich jetzt sofort schon. Der eine Part ist noch mal der deutsche Mittelstand, der ist ja auch der Motor der gesamten Industrie, die wir ja bei uns haben. Insofern freue mich ungemein, dass wir auch deutsche Software Unternehmen haben, die mittlerweile international agieren, also nicht nur SAP, sondern ihr habt eine ähnliche Farbe, fällt mir gerade dabei auf. Aber also euch dann auch haben, die dann halt aus Deutschland heraus die Software schreiben. Du bist ja auch für das Produkt mit zuständig und für die UX hattest du ja mitgegeben oder die Customer Journey, was ich an den deutschen Unternehmen häufig bemängel ist, wir machen coole Sachen und reden nicht so drüber. Ich glaube, da fallt ihr nicht komplett mit rein, aber ich glaube, da könnt ihr auch noch eine Schippe drauflegen. Vielleicht kannst du da noch zwei, drei Sachen sagen, die ihr jetzt auch jüngst gemacht habt, die vielleicht nicht jeder direkt mitbekommen hat.

 

Sebastian Hamann:

Ja, ich glaube, ich weiß, worauf du hinaus willst. Es ist ein Stückweit vielleicht auch ein kultureller Unterschied. Also ich glaube, wir Deutschen neigen schon dazu, sehr perfektionistisch zu sein. Ich sage mal High Engineering und dann halt erst, wenn es wirklich super, super perfekt ist, dann damit rauszugehen und lange zu warten, während vielleicht in Amerika da viel schneller und viel lauter und mit breiter Brust sozusagen Dinge rausgetragen werden. Also wir haben gerade in den letzten Jahren sehr, sehr viel innovative Funktionen entwickelt und Dinge rausgebracht, wie beispielsweise den Flow Builder, der in Shopware zur Verfügung steht und den Rule Builder, womit ich halt meine E-Commerce Prozesse automatisieren kann, ohne dass ich irgendwelche Entwickler benötige oder individuellen Programmieraufwand habe. Das kann ich direkt in der Software heraus machen.

 

Joubin Rahimi:

Das feier ich richtig. Also das Tool feiere ich richtig bei euch, weil es eine Menge an Last wegnimmt in der Softwareentwicklung. Aber ich glaube, die meisten Kunden nutzen das noch viel zu wenig.

 

Sebastian Hamann:

Da ist sicherlich noch mehr Potenzial vorhanden, gerade um hier in Effizienzen zu hebeln. Und das ist ja jetzt, gerade wenn wir uns die Industrie angucken, auch extrem wichtig, also eben effizienter zu werden, mehr Zeit zur Verfügung zu haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich mein Kerngeschäft, Margen zu erhöhen, Kosten zu senken. Und da kann eben der Flow Builder und der Rule Builder eine ganz essentielle Rolle einnehmen. Wir haben weitere Innovationen rausgebracht, wie Digital Sales Room, was ja auch in dem jüngsten Gartner Magic Quadrant Report mit aufgetaucht ist, wo ich also eine Videokonferenz starten kann und dann also per Co-Browsing direkt eine Beratung machen kann. Ich kann die Steuerung übernehmen, mein Kunden kann durch den Onlineshop Guide Produkte zeigen, gemeinsam konfigurieren etc. Was unter anderem bei der Firma Wortmann im Einsatz ist, bekannt von Tamaris im B2B-Bereich. Wir haben jetzt gerade Subscriptions releast, Subscription Payment direkt nativ in Shopware integriert. Den AI Co-Pilot haben wir herausgebracht, wo auch schon 9 bis 10 AI Funktionen direkt out of the box in Shopware zur Verfügung stehen. Die kann ich heute schon nutzen. Richtig gute Sachen dabei, die wir auch mit den Händlern gemeinsam entwickelt haben, die beispielsweise es ermöglichen, die Produktdaten zu crawlen und dann daraus heraus sagt dann die AI und gibt dir Vorschläge: „Hey, hast du schon mal drüber nachgedacht, vielleicht aus den Produktdaten, die ich gerade gelesen habe, diese und diese Attribute herauszukristallisieren?“ Das würde Sinn machen, weil dann nämlich eben die Facettennavigation für den Kunden und die Filtereigenschaften viel intuitiver werden, die Produkte zu finden. Und noch vieles mehr. Also Big Picture. Wir investieren halt sehr, sehr viel in das Produkt und in die Zukunft und wissen, dass da noch jede Menge auf uns zukommen wird in den nächsten Jahren. Gerade getrieben durch künstliche Intelligenz, aber auch durch Spatial, also die ganze 3D Welt und Thematik, die da auf uns zukommt. Das wird unglaublich spannend. Sehr, sehr positiv blicke ich dem entgegen, weil ich glaube, das wird das Kundenerlebnis zu einem wirklich sehr positiven Effekt beeinflussen.

 

Joubin Rahimi:

Ich finde es hammer, was ihr alles rausbringt und ich finde auch euren Move, dass ihr euch jetzt so vergrößert und in die USA geht, mega smart. Die Beweggründe kenne ich jetzt nicht, aber ich finde es mega smart aus einem Grund. Da gibt es viele, viele Gründe. Und wenn ihr mit amerikanischen Kunden zusammenarbeitet, dann bekommt ihr aus meiner Sicht auch Anforderungen, die noch gar nicht hier sind, in Deutschland angekommen sind bei den allermeisten. Also der amerikanische Markt ist aus meiner Sicht zwei, drei Jahre voraus. Aber da würde mich erst mal deine Einschätzung interessieren, ob du es auch so siehst. Gerne sag auch nö, sehe ich nicht so. Deutsche haben aufgeholt Würde mich freuen. Und ob das auch ein Thema ist, ob ihr sagt, aus diesen Gesprächen von den Firmen, die ja an der Front sagt man einfach nicht mehr, dass es jetzt finde ich auch falsch, aber an der

Speerspitze der Innovation stehen und beim Kunden die neuesten Sachen ausprobieren und die Erfahrungen sammeln, dass ihr die dann ja auch einbauen könnt. Ist das ein Thema gewesen bei der Vergrößerung Richtung USA oder? Es sind gleich drei Fragen. Hau einfach raus, so wie du magst, mit den Antworten.

 

Sebastian Hamann:

Ja, ich versuche das mal zu sortieren. Also Amerika ist der größte E-Commerce Markt. Und das ist natürlich für uns unglaublich spannend, dort mit Shopware Fuß zu fassen und auch von diesem Wachstum zu profitieren, wenn wir in Richtung Wachstum denken. Dann einen Punkt, der stimmt, den du genannt hast. Es ist auch so, dass der europäische Markt und auch Deutschland davon profitieren wird, wenn wir in Amerika erfolgreich sind, weil eben dort, wie du gesagt hast, der E-Commerce sehr, sehr schnell und sehr innovativ ist. Und diese Innovation und Funktionen und Nutzen, der fließt natürlich unmittelbar zurück ins Produkt, wovon dann auch Deutschland profitieren kann oder bzw. ganz Europa. Dann ist es so, dass auch in Amerika der Mittelstand vernachlässigt wird. Und zwar ein bisschen Kontext dazu. Vielleicht einigen einen Begriff. Es gibt ja die Softwarefirma oder die Softwarelösung Magento. Magento in Amerika eigentlich der Marktführer gewesen, insbesondere im Mittelstand. Und wie gerade schon erwähnt, ist ja im Mittelstand die Komplexität vorhanden, die ich halt in den Griff kriegen muss. Jetzt ist es aber so, dass sich diese Magento Softwarelösung aus diesem Mittelstandsbereich immer mehr zurückgezogen hat und mehr in Richtung große Enterprise Unternehmen positioniert hat mit Adobe. Und das hinterlässt eben eine große Marktlücke und auch einen großen Demand für eine Lösung wie Shopware, die eben genau dafür perfekt gebaut ist, um diese Flexibilität zu bieten, die dort notwendig ist, diese Komplexität in den Griff zu kriegen. Und wenn du diese Aspekte zusammen ziehst, ist es ein sehr konsequenter und logischer Schritt für uns auch in Amerika Fuß zu fassen und dort halt ein Geschäft zu entwickeln.

 

Joubin Rahimi:

Super smarter Move ja dann aus vielen verschiedenen Gründen. Wir sehen es ja auch hier, dass wir immer wieder Magento Cases haben, die dann nicht mehr passen witzigerweise, wo dann einfach der Anbieter nicht mehr passt zu dem Kunden. Ich möchte aber gar nicht auf Magento weiter raus, sondern auf das, was du vielleicht auch in Amerika siehst, also die Veränderung dort in Amerika, gibst du zwei, drei Punkte, wo du sagst, das könnten wir uns in Europa einfach mal abgucken, das machen die schon richtig gut?

 

Sebastian Hamann:

Ich habe tatsächlich einen ganz wesentlichen Punkt, den ich selber und persönlich jetzt erleben durfte. Und zwar war ich in Amerika auf verschiedenen E-Commerce Veranstaltungen unterwegs, habe ja auch Gespräche geführt mit Kunden, Partnern etc. Und wenn ich das dann so ein bisschen vergleiche mit einigen deutschen Veranstaltungen, dann ist das schon einfach eine andere Stimmung. Also ich sage mal, die Stimmung in Amerika ist eher Hey, wir gehen frohen Mutes voran. Es ist vielleicht nicht alles einfach, aber es ist auch nicht aussichtslos. Und wir packen mit an und sind total interessiert daran, das zu schaffen, diese Entwicklung nach vorne zu bringen. Während ich gerade in Deutschland das Gefühl habe, dass es halt doch öfter mal vorkommt, dass es so ein bisschen sehr negativ geprägt ist, gerade wenn ich mir so die Handelsblatt Themen angucke etc. Also auch die Nachrichten und News Berichte, die wirken halt schon eher sehr drückend und ich weiß, die Lage ist nicht einfach. Aber ich glaube, da ist schon ein großer Unterschied auch zu Amerika, wo man halt feststellt okay, man ist halt eher gewillt mutigere Entscheidungen zu treffen, nach vorne zu gehen und deutlich positiver in die Zukunft zu blicken. Und ich glaube, uns allen würde es gut tun, ein Stück weit vielleicht nicht ganz so extrem ausgeprägt, wie es in Amerika ist, aber ein Stück weit bei uns auch mehr in diese positive Denke und mutige Haltung reinzugehen. Denn ich glaube, von alleine kommt es nicht. Und in dieser Spirale der Selbstverzweiflung werden wir halt auch die Wirtschaftskraft in Deutschland nicht weiter vorantreiben können.

 

Joubin Rahimi:

Super, super Aufruf. Ich formuliere es mal so. Auch wenn wir jetzt, glaube ich, gerade die dritt stärkste Wirtschaftsnation weltweit geworden sind, aber vor allem weil Japan nachgelassen hat, nicht weil wir gestiegen sind, ist das nur ein aus meiner Sicht ein Schleier über dem, was wir wirklich hier sehen. Gerade beim Thema AI, ihr beschäftigt euch damit ja aktiv, bekomme ich von vielen Kunden halt eher auch zurückhaltende Rückmeldung dazu. Also klar, jeder möchte mit AI irgendwas machen, aber so wirklich mal da rein investieren, da sind wir noch sehr zurückhaltend, ist mein Eindruck. Wie ist denn euer Eindruck?

 

Sebastian Hamann:

Na ja, wir haben viel auch mit Partnern, wir haben ja ein großes Ökosystem bei Shopware.

Also da haben wir ja viele Entwickler, Partner wie euch. Wir haben viele Händler, Kunden, Marken, Hersteller, also ein sehr breites Feld von Unternehmen, mit denen wir zu tun haben. Und dort sehen wir halt schon auch den Wille und auch den Mut, mit AI zu experimentieren und voranzugehen, was ich auch sehr gut finde. Ich glaube, wir sind auch in der E-Commerce-Branche schon sehr modern unterwegs. Man darf auch nicht vergessen, bei allen Dingen, die man liest, wir sind ja nach wie vor in einem Wachstumsmarkt unterwegs. Und das ist, glaube ich, auch wenn man die Zukunftsprognosen sieht, vielleicht ist die Wachstumsrate nicht mehr im zweistelligen Prozentbereich über die nächsten Jahre. Für Deutschland spreche ich jetzt. Aber es ist halt immer noch sehr ordentlich und wir wachsen nach wie vor. AI ist ein Thema. Ja, es schürt Angst. Es gibt viele Unternehmen, die sind reserviert, sie können sich noch nicht so viel darunter vorstellen. Ich finde, künstliche Intelligenz muss immer ein Leadership Thema sein und auch ein Chef Thema sein. Es geht darum zu experimentieren, selber Dinge auszuprobieren, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie das auf mein Geschäftsmodell betreffen kann, weiterentwickeln kann, wie es mir helfen kann, wie es vielleicht auch in Zukunft die Industrie verändern wird, in der ich gerade mich positioniere mit meinem Geschäftsmodell. Das kann halt eben, das muss halt aus dem Entrepreneurial Spirit heraus passieren, da halt eine Einschätzung zu kriegen. Und dann fange ich auch an, wenn ich da ein klares Bild für entwickelt habe und auch experimentiert habe. Es geht ganz, ganz viel um Experimentieren und um Dinge auszuprobieren und daran zu lernen. Und ich glaube, das ist ganz essenziell und wird am Ende des Tages auch den Unterschied machen bei den Unternehmen, die sich damit frühzeitig beschäftigt haben und erkannt haben, wo Künstliche Intelligenz wirklich einen Mehrwert bringt, wo es sinnvoll ist, weiter Ressourcen zu allokieren und zu investieren und wo vielleicht auch eben nicht. Hey Leute, nutzt jetzt ChatGPT oder was auch immer und beschäftigt euch damit und kommt dann mal mit zig Vorschlägen auf mich zu und dann gucke ich mal und dann ja, das ist halt schwierig. Und ich glaube, deswegen ist das aus meiner Perspektive gesprochen der Weg, den man gehen muss. Und dann werden wir auch feststellen, dass es halt viele Felder gibt, also viele Mitarbeiter, viele Profile, die sich dort auch weiterentwickeln können. Das muss halt jetzt passieren, um ehrlich zu sein. Da kann ich nicht fünf Jahre warten und sagen Ja, ich guck mal, wie andere Unternehmen das machen, wo es jetzt auch funktioniert, dann kann ich das vielleicht adaptieren und nachmachen. Nee, ich glaube, das geht jetzt mit einer so rasanten Geschwindigkeit über die nächsten Jahre, dass halt jeder gut daran tut, frühzeitig sich und wie gesagt eben auch vom Leadership Team her damit auseinanderzusetzen, welchen Impact das haben wird.

 

Joubin Rahimi:

Du hast zig tolle Sachen gesagt. Ich glaube Leadership - AI ist Leadership, das sollte man einfach noch mal unterstreichen und dass sich auch so viel verändert. Und da würde ich gern den Ball mal mitnehmen, weil mit AI ist es glaube ich noch mal ein Katalysator, wird es noch mal viel stärker sein. Aber ich frame das Ganze mal. Wir haben ja, wir haben ja Handelskunden bei uns, also Omnichannel Händler. Wir hatten mal Reno als Kunden. Wir haben Markenhersteller oder Marken und Hersteller und Industrieunternehmen und Großhandel. Also das ist so unser Portfolio. Wir sehen halt in einigen B2C, also in einigen Handelsunternehmen, ist es total schwer. Also Fashion, Fashion und Schuhe, ganz speziell. Und da sehen wir schon, dass dort ein paar Iterationen passiert sind, weil Reno wird oder gibt es nicht mehr in der Form. Also die haben ja Insolvenz eingereicht und ich glaube, es ist eine nicht positive Fortführungsprognose. Die Läden sind zu, der Shop ist closed, die sind weg. Auf der anderen Seite gibt es dann, also Görtz hat ja auch genau solche Herausforderungen. Auf der anderen Seite sehen wir dann auf einmal Deichmann, die schaffen das ganz gut, so wie ich es der Presse entnehmen kann, da zu stehen, auch mit Snipes, also eine sehr zielgruppenspezifische Ansprache. Und dann, wenn ich mir Adidas angucke, ganz anderes Kino. Der Hersteller geht nach vorne. Worauf ich hinaus will, ist, dass diese klassischen mehrstufigen Vertriebskanäle sich verändern. Und das sehen wir im Fashion Bereich. Wir glauben, dass es auch in den anderen Bereichen so sein wird. Aber das würde ich gerne einmal mit dir spiegeln. Also seht ihr das Thema D2C wirklich nachhaltig als Thema oder ist es einfach mal eine Sau, die durchs Dorf getrieben wird oder essenziell wichtig?

 

Sebastian Hamann:

Ja, also D2C ist sicherlich eines der disruptiven Formate, die wir in den letzten Jahren, Jahrzehnten auch schon gesehen haben. Also Deutschland, jeder erinnert sich an MyMüsli sicherlich. Dann Betteins, auch ein Kunde von uns, jetzt die, die halt gemeinsam mit uns oder ich sage mal, wo halt der und das darf man glaube ich auch nicht vergessen. Der Handel hat halt mit mehreren Faktoren zu tun, die ihn unter Druck setzen. Wir haben die Entwicklung der Direct Brands gesehen, die aufgepoppt sind, die und das muss man fairerweise sagen, richtig gute Produkte rausgebracht haben mit einem Branding, die viel effizienter waren von der Kostenseite her und dort halt Market Share abgegriffen haben und traditionelle Händler unter Druck gesetzt haben. Dann haben wir gesehen, dass halt Akquisitionen schneller denn je zustande gekommen sind. Also Unternehmen konsolidieren sich, kaufen sich zu, fusionieren. Da ist eine ganze Menge passiert. Und ganz essenziell, und das ist, glaube ich, das Thema, worauf du hinaus willst, ist es, eine Marke zu kreieren, eben einen Mehrwert zu bauen. Und das ist eben viel wichtiger geworden über die ganzen letzten Jahre hinaus. Ich muss raus aus dieser Produktvergleichbarkeit. Ich muss raus aus dieser Preis-und Verfügbarkeitsspirale, du musst halt rein in Begehrlichkeit und Marke. Und diese Vertikalisierung, dieser direkte Zugriff oder an den Kunden ist dazu ein, glaube ich, sehr wichtiger Schritt. Ich kriege viel mehr Erfahrung, kann mit dem Kunden gemeinsam meine Produkte weiterentwickeln, habe also die Daten, die Nutzungsdaten und kann auch darauf on top weitere Geschäftsmodelle weiterentwickeln. Jetzt versteh mich bitte nicht falsch. Das heißt nicht, dass die horizontalen Handelsmodelle nicht funktionieren. Ganz im Gegenteil, da sehe ich eine Menge Potenzial. Aber dieses Potenzial bezieht sich auch wieder darauf. Ich muss eine Marke werden. Ich muss ein Kundenerlebnis bieten, was einen Mehrwert bietet. Was meine ich damit? Wenn ich jetzt eben, du hattest ja gerade Schuhhändler. Wenn ich halt eben Schuhhändler bin, ich glaube, dann muss ich halt in Zukunft noch viel mehr mir überlegen. Und das ist so ein bisschen auch die Handelskompetenz, die ja auch der Mittelstand hat, warum er auch dementsprechend seine Daseinsberechtigung hat, weil er eben diese Expertise hat. Er hat diese Beratung. Er versteht zum Beispiel jetzt bei Sportschuhen, bei Laufschuhen, warum diese Schuhe gut sind. Und ich glaube, das muss noch viel mehr ausgespielt werden. Ich kann diesen Service Gedanken an Produkte dran koppeln. Vielleicht kann ich halt nicht nur physikalisch Produkte verschicken, sondern kann vielleicht sogar noch digitale Services eben obendrauf mit verkaufen. Keine Ahnung. Wenn du jetzt beispielsweise dir eine neue Stereo Soundanlage kaufen möchtest, vielleicht wandel ich das in Zukunft und sage Hey, wenn du die kaufst oder wenn wir dazu zusammenkommen, dann kriegst du on top noch einen Einrichtungs Call von mir, wo du dann halt, wenn du das dann auspackst, Unboxing in deinem Wohnzimmer, kannst du dann quasi über dein Smartphone mich anrufen. Dann hast du über einen digitalen Verkaufsraum, kann ich dich dann co-browsen, wie du die aufbaust, wie du in deinem Wohnzimmer das Setup machst. Vielleicht wenn ich irgendwie im Bereich Children Goods unterwegs bin, dann könnte ich auch sagen Hey, ein Mehrwert ist, wenn du die Baby Trage kaufst, dann kannst du mich quasi kontaktieren und dann zeige ich dir noch mal, wie man die bindet. Und diese Beispiele rein zu denken und da sehe ich halt auch eine ganze Menge Potenzial für den Handel, wie er sich in Zukunft eben für den Kunden positionieren kann und auch nachhaltig dann eine starke Marke kreieren kann. Weil genau diese Kundenerlebnisse, diese Erfahrung, die zahlt ja wiederum total auf dein Image und auf deine Marke ein und bleibt im Kopf bei den Kunden hängen. Und das ist etwas, das kann dir dann keiner nehmen. Das ist wie so eine Art Burggraben, den du dir dann aufbaust. Und darum geht es halt umso mehr im Handel aktuell, dass ich genau das schaffe, weil das wiederum sorgt auch dafür, dass die Kundenakquisitionskosten niedriger sind on the long run logischerweise, dass ich halt deutlich effizienter werden kann und auch die Margen erhöhen kann.

 

Joubin Rahimi:

Das sind mega viele tolle Sachen, gerade in den letzten, also 15 Minuten so oder so, aber jetzt auch noch in den letzten Absatz gesagt. Hersteller und Händler sind weiterhin da, aber jeder muss seinen Mehrwert für den Kunden erarbeiten und darstellen und die Marke muss da sein. Das finde ich, würde ich auch mega unterstreichen. Die Komplexität ist da und dass man es aktiv angehen muss mit dem amerikanischen Spirit, den du ja auch oder mit dem Teil des amerikanischen Spirit, den du vorhin erwähnt hast. Zum Abschluss: Was sind so, ich sage mal ganz gern drei Themen, die du dir wünschen würdest, wenn du sie dir wünschen kannst? Das ist eine nicht abgesprochene Frage für den Markt, für euch, für die Kunden? Das ist ganz offen.

 

Sebastian Hamann:

Das ist eine spannende Frage. Drei Dinge, die ich mir wünschen darf. Ja, ich wünsche mir, dass wir mutiger voranschreiten. Ja, dass wir mehr die Innovation adaptieren. Und ich glaube nur dadurch können wir es schaffen auszubrechen und auch wirklich aus Deutschland heraus tolle neue Unternehmen zu schaffen, die wirklich auch zukunftsweisend sind. Und da müssen wir halt hinkommen. Wir müssen halt mutigere Entscheidungen treffen, mutiger unterwegs sein, Risiken in Kauf nehmen, um da Gas zu geben. Und da kann halt ich glaube, dass der E-Commerce Bereich halt echt ein super spannendes Umfeld ist, wo ich halt neue Geschäftsmodelle etablieren kann etc.

 

Joubin Rahimi:

Be brave. Also an alle, die es hören. Seid mutig, be brave und neugierig und machen es besser als theoretisch diskutieren.

 

Sebastian Hamann:

Ja, Wünschen. Ich finde man sollte noch mehr investieren in den Community Gedanken. Also nicht nur nicht nur in Form von jetzt Shopware zu sprechen und sagen Hey, das ist die Community. Ja, das macht total Sinn. Also das Ökosystem in Ökosystemen in Netzwerken denken, aber vielleicht auch aus Händlersicht und Handelssicht, dass ich halt selber anfange, diese Communities und Netzwerke zu bauen, weil ich glaube, dadurch ich wiederum einen riesen Mehrwert erreichen kann und auch eine Win Win Situation. Auch hier spielt das Thema Mut wieder mit rein. Aber warum nicht? Warum nicht auch Themen in die eigene Kundengruppe Community reinbringen und mit Fragen aktivieren und sagen Hey, entwickel doch mal ein Produkt mit. Ich fahre da vielleicht spannende Kampagnen, Aktionen, lasse vielleicht sogar meine Entwickler und Produktteams mit der Community, mit den Kunden, mit der Community etwas gemeinsam entwickeln und bringe es dann als sozusagen individualisiertes eigenes Produkt in den Markt. Ich glaube, dass diese Themen halt sehr, sehr förderlich sein werden in Zukunft, um auch hier wiederum eine starke Marke und eine verbesserte Kunden Experience zu bauen. Das dritte, was ich mir wünschen würde. Ja, ehrlich gesagt gerade einfach besseres Wetter. Gerade jetzt reden wir über solche Themen und jetzt sind wir in dieser Jahreszeit unterwegs, wo das Wetter auch nicht mehr ganz so gut ist. Und dann merke ich halt, dass viele Leute nochmal ein bisschen mehr negativ eingestellt sind. Deswegen ja, lass ein bisschen mehr Sonnenschein sozusagen vom Wetter wieder durchkommen. Ich glaube, dann sind auch alle wieder ein bisschen besser gelaunt und dann haben wir eine gute Grundlage, noch mutiger in die Zukunft zu kommen.

 

Joubin Rahimi:

Das ist ein super Schlusswort. Wetter, arbeiten wir daran, dass es wärmer wird hier leider mit auch anderen Konsequenzen. Und danke lieber Sebastian für die Zeit, für die ganzen Insights, für noch viel mehr über eure Software hinaus und auch für das Präsentieren von euch als Partner. Nicht nur als wir haben eine Software da, sondern wir haben Ideen mit euch voranzugehen und die können wir auch diskutieren. Und das finde ich wertvoll. Ihr seid einfach ein Partner auf Augenhöhe und das dann auch aus Europa, aus Deutschland mega wertvoll. Auf jeden Fall für die Deutschsprachigen und DACH-Zuhörer, die es mehrheitlich sind, denn das Ganze ist ja auf Deutsch hier. Insofern danke dafür und ich freue mich auf weitere spannende Jahrzehnte mit euch. Solange sind wir ja schon an einer Seite und bin gespannt und auch mutig auf das, was folgt und bestimmt bei besserem Wetter. Danke dir Sebastian.

 

Sebastian Hamann:

Ganz lieben Dank für die Einladung. Hat Spaß gemacht und ich schaue positiv in die Zukunft. Danke. Super.

 


Du möchtest lieber lesen? Hier ist der Inhalt:

Joubin Rahimi:

Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von Insights. Mein Name ist Joubin Rahimi und heute darf ich Sebastian Hamann von Shopware begrüßen. Hallo Sebastian.

 

Sebastian Hamann:

Hallo Joubin.

 

Joubin Rahimi:

Klasse. Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Als CEO eines doch mittlerweile wirklich großen Software Unternehmens im E-Commerce und als Gründer hast du wahrscheinlich viele andere Themen auch auf dem Schreibtisch. Insofern erst mal vorab dafür danke. Danke dafür. Wir kennen uns ja schon eine Weile. Aber vielleicht magst du zwei, drei Sätze zu dir und auch zu Shopware erzählen für diejenigen, die dich noch nicht kennen.

 

Sebastian Hamann:

Ja, vielen Dank für die Einladung. Sehr gerne, Joubin. Ich bin Sebastian. Sebastian Hamann hat das Unternehmen vor mittlerweile 23 Jahren gegründet, gemeinsam mit meinem Bruder Stefan. Ich komme aus dem Produktbereich genauso wie mein Bruder. Wir sind also Produkt-Founder, wenn du so möchtest. Ja, ich stehe für den ganzen Bereich Customer Experience, habe damals auch selber noch das Frontend designt, das User-Interface von Shopware etc. Bin also auch nach wie vor sehr leidenschaftlich im Produkt unterwegs und auch in den Kundennutzen. Mein Bruder halt hat die ganze Technik verantwortet und das Ganze entwickelt und vorangebracht. Genau, Shopware, vielleicht einigen einen Begriff.

Wir sind ja in Deutschland Marktführer, fokussieren uns auf den Mittelstandbereich und sind vor allen Dingen dafür bekannt, dass wir eine sehr flexible und anpassungsfähige Software haben.

 

Joubin Rahimi:

Danke, ich nehme den Ball mal direkt auf, weil wir haben ja immer die Diskussion, wenn wir Kunden beraten dürfen, welche Software wann wo sinnvoll ist. nd zum einen sollte natürlich ein Kunde entscheiden, nicht wir. Wir sind ja beratend zur Seite. Aber du hast gesagt Mittelstand. Wie definiert ihr den Mittelstand in dem Konstrukt?

 

Sebastian Hamann:

Ja, also erst mal finde ich, dass der Mittelstand stark vernachlässigt wird von vielen Anbietern. Also viele Anbieter wollen halt das ganze Spektrum anbieten oder viele gehen auf den Enterprise Bereich, also die wirklich großen Corporate Unternehmen. Der Small Business Bereich ist auch sehr kompetitiv. Also viele Anbieter, die dort unterwegs sind und der Mittelstand wird dort eben vernachlässigt, der eben aber auch sehr hohe Anforderungen hat an Commerce-Lösungen. Also er hat viel mit Komplexität zu tun. Gerade dann, wenn ich halt mehrere Sprachen, mehrere Währungen habe, mehrere Länder bedienen möchte, womöglich unterschiedliche Warenlager habe, die ich anbinde, vielleicht noch unterschiedliche ERP Systeme, Kundengruppen, B2C, B2B oder D2C Geschäftsmodelle zur gleichen Zeit abbilden möchte. Dann habe ich halt eine hohe Komplexität und Anforderungen, aber nicht unbedingt das Budget, mir halt die großen schwergewichtigen Enterprise Systeme zu leisten. Und vielleicht würden die mich auch überfordern, weil sie gar nicht die Geschwindigkeit auf die Straße kriegen, die ich im Mittelstand brauche. Wir von Shopware definieren den Mittelstand eben auch nach dieser Komplexität und nach den Anforderungen, aber auch nach der Größe der Unternehmen gerade auch dem Online Handelsvolumen, der GMV, der generiert wird. Und sagen in der Regel in dem Moment, wo ich halt so diese 1 Million, 2 Millionen GMV-Grenze überschreite, rutsche ich halt in den Lower-Mint Market Bereich und dann gehe ich halt hoch zu dem Ober-Mint Market, der sich dann irgendwo so in Deutschland oder in Europa so im Bereich 100 Millionen GMV befindet. Wenn wir jetzt einen Blick auf Amerika werfen, wo wir ja auch unterwegs sind mit Shopware, dann sieht das Ganze ein bisschen anders aus. Also in Amerika ist der Mittelstand halt per se etwas größer per Definition. Also in Amerika ist nicht nur die Shampoo Flasche ein Stück weit größer, sondern halt auch einfach der Online Handelsumsatz ist einfach größer. Dort sehen wir halt, dass der Bereich eher so im Bereich 250 bis 300 Millionen liegt. Genau das ist so auch der Sweet Spot, wo Shopware unterwegs ist und wo wir halt den größten Wert auch für unsere Kunden generieren können.

 

Joubin Rahimi:

Super, danke. Ich habe eigentlich zwei Pfade, die ich gleich mit dir verfolgen möchte oder nicht gleich jetzt sofort schon. Der eine Part ist noch mal der deutsche Mittelstand, der ist ja auch der Motor der gesamten Industrie, die wir ja bei uns haben. Insofern freue mich ungemein, dass wir auch deutsche Software Unternehmen haben, die mittlerweile international agieren, also nicht nur SAP, sondern ihr habt eine ähnliche Farbe, fällt mir gerade dabei auf. Aber also euch dann auch haben, die dann halt aus Deutschland heraus die Software schreiben. Du bist ja auch für das Produkt mit zuständig und für die UX hattest du ja mitgegeben oder die Customer Journey, was ich an den deutschen Unternehmen häufig bemängel ist, wir machen coole Sachen und reden nicht so drüber. Ich glaube, da fallt ihr nicht komplett mit rein, aber ich glaube, da könnt ihr auch noch eine Schippe drauflegen. Vielleicht kannst du da noch zwei, drei Sachen sagen, die ihr jetzt auch jüngst gemacht habt, die vielleicht nicht jeder direkt mitbekommen hat.

 

Sebastian Hamann:

Ja, ich glaube, ich weiß, worauf du hinaus willst. Es ist ein Stückweit vielleicht auch ein kultureller Unterschied. Also ich glaube, wir Deutschen neigen schon dazu, sehr perfektionistisch zu sein. Ich sage mal High Engineering und dann halt erst, wenn es wirklich super, super perfekt ist, dann damit rauszugehen und lange zu warten, während vielleicht in Amerika da viel schneller und viel lauter und mit breiter Brust sozusagen Dinge rausgetragen werden. Also wir haben gerade in den letzten Jahren sehr, sehr viel innovative Funktionen entwickelt und Dinge rausgebracht, wie beispielsweise den Flow Builder, der in Shopware zur Verfügung steht und den Rule Builder, womit ich halt meine E-Commerce Prozesse automatisieren kann, ohne dass ich irgendwelche Entwickler benötige oder individuellen Programmieraufwand habe. Das kann ich direkt in der Software heraus machen.

 

Joubin Rahimi:

Das feier ich richtig. Also das Tool feiere ich richtig bei euch, weil es eine Menge an Last wegnimmt in der Softwareentwicklung. Aber ich glaube, die meisten Kunden nutzen das noch viel zu wenig.

 

Sebastian Hamann:

Da ist sicherlich noch mehr Potenzial vorhanden, gerade um hier in Effizienzen zu hebeln. Und das ist ja jetzt, gerade wenn wir uns die Industrie angucken, auch extrem wichtig, also eben effizienter zu werden, mehr Zeit zur Verfügung zu haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich mein Kerngeschäft, Margen zu erhöhen, Kosten zu senken. Und da kann eben der Flow Builder und der Rule Builder eine ganz essentielle Rolle einnehmen. Wir haben weitere Innovationen rausgebracht, wie Digital Sales Room, was ja auch in dem jüngsten Gartner Magic Quadrant Report mit aufgetaucht ist, wo ich also eine Videokonferenz starten kann und dann also per Co-Browsing direkt eine Beratung machen kann. Ich kann die Steuerung übernehmen, mein Kunden kann durch den Onlineshop Guide Produkte zeigen, gemeinsam konfigurieren etc. Was unter anderem bei der Firma Wortmann im Einsatz ist, bekannt von Tamaris im B2B-Bereich. Wir haben jetzt gerade Subscriptions releast, Subscription Payment direkt nativ in Shopware integriert. Den AI Co-Pilot haben wir herausgebracht, wo auch schon 9 bis 10 AI Funktionen direkt out of the box in Shopware zur Verfügung stehen. Die kann ich heute schon nutzen. Richtig gute Sachen dabei, die wir auch mit den Händlern gemeinsam entwickelt haben, die beispielsweise es ermöglichen, die Produktdaten zu crawlen und dann daraus heraus sagt dann die AI und gibt dir Vorschläge: „Hey, hast du schon mal drüber nachgedacht, vielleicht aus den Produktdaten, die ich gerade gelesen habe, diese und diese Attribute herauszukristallisieren?“ Das würde Sinn machen, weil dann nämlich eben die Facettennavigation für den Kunden und die Filtereigenschaften viel intuitiver werden, die Produkte zu finden. Und noch vieles mehr. Also Big Picture. Wir investieren halt sehr, sehr viel in das Produkt und in die Zukunft und wissen, dass da noch jede Menge auf uns zukommen wird in den nächsten Jahren. Gerade getrieben durch künstliche Intelligenz, aber auch durch Spatial, also die ganze 3D Welt und Thematik, die da auf uns zukommt. Das wird unglaublich spannend. Sehr, sehr positiv blicke ich dem entgegen, weil ich glaube, das wird das Kundenerlebnis zu einem wirklich sehr positiven Effekt beeinflussen.

 

Joubin Rahimi:

Ich finde es hammer, was ihr alles rausbringt und ich finde auch euren Move, dass ihr euch jetzt so vergrößert und in die USA geht, mega smart. Die Beweggründe kenne ich jetzt nicht, aber ich finde es mega smart aus einem Grund. Da gibt es viele, viele Gründe. Und wenn ihr mit amerikanischen Kunden zusammenarbeitet, dann bekommt ihr aus meiner Sicht auch Anforderungen, die noch gar nicht hier sind, in Deutschland angekommen sind bei den allermeisten. Also der amerikanische Markt ist aus meiner Sicht zwei, drei Jahre voraus. Aber da würde mich erst mal deine Einschätzung interessieren, ob du es auch so siehst. Gerne sag auch nö, sehe ich nicht so. Deutsche haben aufgeholt Würde mich freuen. Und ob das auch ein Thema ist, ob ihr sagt, aus diesen Gesprächen von den Firmen, die ja an der Front sagt man einfach nicht mehr, dass es jetzt finde ich auch falsch, aber an der

Speerspitze der Innovation stehen und beim Kunden die neuesten Sachen ausprobieren und die Erfahrungen sammeln, dass ihr die dann ja auch einbauen könnt. Ist das ein Thema gewesen bei der Vergrößerung Richtung USA oder? Es sind gleich drei Fragen. Hau einfach raus, so wie du magst, mit den Antworten.

 

Sebastian Hamann:

Ja, ich versuche das mal zu sortieren. Also Amerika ist der größte E-Commerce Markt. Und das ist natürlich für uns unglaublich spannend, dort mit Shopware Fuß zu fassen und auch von diesem Wachstum zu profitieren, wenn wir in Richtung Wachstum denken. Dann einen Punkt, der stimmt, den du genannt hast. Es ist auch so, dass der europäische Markt und auch Deutschland davon profitieren wird, wenn wir in Amerika erfolgreich sind, weil eben dort, wie du gesagt hast, der E-Commerce sehr, sehr schnell und sehr innovativ ist. Und diese Innovation und Funktionen und Nutzen, der fließt natürlich unmittelbar zurück ins Produkt, wovon dann auch Deutschland profitieren kann oder bzw. ganz Europa. Dann ist es so, dass auch in Amerika der Mittelstand vernachlässigt wird. Und zwar ein bisschen Kontext dazu. Vielleicht einigen einen Begriff. Es gibt ja die Softwarefirma oder die Softwarelösung Magento. Magento in Amerika eigentlich der Marktführer gewesen, insbesondere im Mittelstand. Und wie gerade schon erwähnt, ist ja im Mittelstand die Komplexität vorhanden, die ich halt in den Griff kriegen muss. Jetzt ist es aber so, dass sich diese Magento Softwarelösung aus diesem Mittelstandsbereich immer mehr zurückgezogen hat und mehr in Richtung große Enterprise Unternehmen positioniert hat mit Adobe. Und das hinterlässt eben eine große Marktlücke und auch einen großen Demand für eine Lösung wie Shopware, die eben genau dafür perfekt gebaut ist, um diese Flexibilität zu bieten, die dort notwendig ist, diese Komplexität in den Griff zu kriegen. Und wenn du diese Aspekte zusammen ziehst, ist es ein sehr konsequenter und logischer Schritt für uns auch in Amerika Fuß zu fassen und dort halt ein Geschäft zu entwickeln.

 

Joubin Rahimi:

Super smarter Move ja dann aus vielen verschiedenen Gründen. Wir sehen es ja auch hier, dass wir immer wieder Magento Cases haben, die dann nicht mehr passen witzigerweise, wo dann einfach der Anbieter nicht mehr passt zu dem Kunden. Ich möchte aber gar nicht auf Magento weiter raus, sondern auf das, was du vielleicht auch in Amerika siehst, also die Veränderung dort in Amerika, gibst du zwei, drei Punkte, wo du sagst, das könnten wir uns in Europa einfach mal abgucken, das machen die schon richtig gut?

 

Sebastian Hamann:

Ich habe tatsächlich einen ganz wesentlichen Punkt, den ich selber und persönlich jetzt erleben durfte. Und zwar war ich in Amerika auf verschiedenen E-Commerce Veranstaltungen unterwegs, habe ja auch Gespräche geführt mit Kunden, Partnern etc. Und wenn ich das dann so ein bisschen vergleiche mit einigen deutschen Veranstaltungen, dann ist das schon einfach eine andere Stimmung. Also ich sage mal, die Stimmung in Amerika ist eher Hey, wir gehen frohen Mutes voran. Es ist vielleicht nicht alles einfach, aber es ist auch nicht aussichtslos. Und wir packen mit an und sind total interessiert daran, das zu schaffen, diese Entwicklung nach vorne zu bringen. Während ich gerade in Deutschland das Gefühl habe, dass es halt doch öfter mal vorkommt, dass es so ein bisschen sehr negativ geprägt ist, gerade wenn ich mir so die Handelsblatt Themen angucke etc. Also auch die Nachrichten und News Berichte, die wirken halt schon eher sehr drückend und ich weiß, die Lage ist nicht einfach. Aber ich glaube, da ist schon ein großer Unterschied auch zu Amerika, wo man halt feststellt okay, man ist halt eher gewillt mutigere Entscheidungen zu treffen, nach vorne zu gehen und deutlich positiver in die Zukunft zu blicken. Und ich glaube, uns allen würde es gut tun, ein Stück weit vielleicht nicht ganz so extrem ausgeprägt, wie es in Amerika ist, aber ein Stück weit bei uns auch mehr in diese positive Denke und mutige Haltung reinzugehen. Denn ich glaube, von alleine kommt es nicht. Und in dieser Spirale der Selbstverzweiflung werden wir halt auch die Wirtschaftskraft in Deutschland nicht weiter vorantreiben können.

 

Joubin Rahimi:

Super, super Aufruf. Ich formuliere es mal so. Auch wenn wir jetzt, glaube ich, gerade die dritt stärkste Wirtschaftsnation weltweit geworden sind, aber vor allem weil Japan nachgelassen hat, nicht weil wir gestiegen sind, ist das nur ein aus meiner Sicht ein Schleier über dem, was wir wirklich hier sehen. Gerade beim Thema AI, ihr beschäftigt euch damit ja aktiv, bekomme ich von vielen Kunden halt eher auch zurückhaltende Rückmeldung dazu. Also klar, jeder möchte mit AI irgendwas machen, aber so wirklich mal da rein investieren, da sind wir noch sehr zurückhaltend, ist mein Eindruck. Wie ist denn euer Eindruck?

 

Sebastian Hamann:

Na ja, wir haben viel auch mit Partnern, wir haben ja ein großes Ökosystem bei Shopware.

Also da haben wir ja viele Entwickler, Partner wie euch. Wir haben viele Händler, Kunden, Marken, Hersteller, also ein sehr breites Feld von Unternehmen, mit denen wir zu tun haben. Und dort sehen wir halt schon auch den Wille und auch den Mut, mit AI zu experimentieren und voranzugehen, was ich auch sehr gut finde. Ich glaube, wir sind auch in der E-Commerce-Branche schon sehr modern unterwegs. Man darf auch nicht vergessen, bei allen Dingen, die man liest, wir sind ja nach wie vor in einem Wachstumsmarkt unterwegs. Und das ist, glaube ich, auch wenn man die Zukunftsprognosen sieht, vielleicht ist die Wachstumsrate nicht mehr im zweistelligen Prozentbereich über die nächsten Jahre. Für Deutschland spreche ich jetzt. Aber es ist halt immer noch sehr ordentlich und wir wachsen nach wie vor. AI ist ein Thema. Ja, es schürt Angst. Es gibt viele Unternehmen, die sind reserviert, sie können sich noch nicht so viel darunter vorstellen. Ich finde, künstliche Intelligenz muss immer ein Leadership Thema sein und auch ein Chef Thema sein. Es geht darum zu experimentieren, selber Dinge auszuprobieren, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie das auf mein Geschäftsmodell betreffen kann, weiterentwickeln kann, wie es mir helfen kann, wie es vielleicht auch in Zukunft die Industrie verändern wird, in der ich gerade mich positioniere mit meinem Geschäftsmodell. Das kann halt eben, das muss halt aus dem Entrepreneurial Spirit heraus passieren, da halt eine Einschätzung zu kriegen. Und dann fange ich auch an, wenn ich da ein klares Bild für entwickelt habe und auch experimentiert habe. Es geht ganz, ganz viel um Experimentieren und um Dinge auszuprobieren und daran zu lernen. Und ich glaube, das ist ganz essenziell und wird am Ende des Tages auch den Unterschied machen bei den Unternehmen, die sich damit frühzeitig beschäftigt haben und erkannt haben, wo Künstliche Intelligenz wirklich einen Mehrwert bringt, wo es sinnvoll ist, weiter Ressourcen zu allokieren und zu investieren und wo vielleicht auch eben nicht. Hey Leute, nutzt jetzt ChatGPT oder was auch immer und beschäftigt euch damit und kommt dann mal mit zig Vorschlägen auf mich zu und dann gucke ich mal und dann ja, das ist halt schwierig. Und ich glaube, deswegen ist das aus meiner Perspektive gesprochen der Weg, den man gehen muss. Und dann werden wir auch feststellen, dass es halt viele Felder gibt, also viele Mitarbeiter, viele Profile, die sich dort auch weiterentwickeln können. Das muss halt jetzt passieren, um ehrlich zu sein. Da kann ich nicht fünf Jahre warten und sagen Ja, ich guck mal, wie andere Unternehmen das machen, wo es jetzt auch funktioniert, dann kann ich das vielleicht adaptieren und nachmachen. Nee, ich glaube, das geht jetzt mit einer so rasanten Geschwindigkeit über die nächsten Jahre, dass halt jeder gut daran tut, frühzeitig sich und wie gesagt eben auch vom Leadership Team her damit auseinanderzusetzen, welchen Impact das haben wird.

 

Joubin Rahimi:

Du hast zig tolle Sachen gesagt. Ich glaube Leadership - AI ist Leadership, das sollte man einfach noch mal unterstreichen und dass sich auch so viel verändert. Und da würde ich gern den Ball mal mitnehmen, weil mit AI ist es glaube ich noch mal ein Katalysator, wird es noch mal viel stärker sein. Aber ich frame das Ganze mal. Wir haben ja, wir haben ja Handelskunden bei uns, also Omnichannel Händler. Wir hatten mal Reno als Kunden. Wir haben Markenhersteller oder Marken und Hersteller und Industrieunternehmen und Großhandel. Also das ist so unser Portfolio. Wir sehen halt in einigen B2C, also in einigen Handelsunternehmen, ist es total schwer. Also Fashion, Fashion und Schuhe, ganz speziell. Und da sehen wir schon, dass dort ein paar Iterationen passiert sind, weil Reno wird oder gibt es nicht mehr in der Form. Also die haben ja Insolvenz eingereicht und ich glaube, es ist eine nicht positive Fortführungsprognose. Die Läden sind zu, der Shop ist closed, die sind weg. Auf der anderen Seite gibt es dann, also Görtz hat ja auch genau solche Herausforderungen. Auf der anderen Seite sehen wir dann auf einmal Deichmann, die schaffen das ganz gut, so wie ich es der Presse entnehmen kann, da zu stehen, auch mit Snipes, also eine sehr zielgruppenspezifische Ansprache. Und dann, wenn ich mir Adidas angucke, ganz anderes Kino. Der Hersteller geht nach vorne. Worauf ich hinaus will, ist, dass diese klassischen mehrstufigen Vertriebskanäle sich verändern. Und das sehen wir im Fashion Bereich. Wir glauben, dass es auch in den anderen Bereichen so sein wird. Aber das würde ich gerne einmal mit dir spiegeln. Also seht ihr das Thema D2C wirklich nachhaltig als Thema oder ist es einfach mal eine Sau, die durchs Dorf getrieben wird oder essenziell wichtig?

 

Sebastian Hamann:

Ja, also D2C ist sicherlich eines der disruptiven Formate, die wir in den letzten Jahren, Jahrzehnten auch schon gesehen haben. Also Deutschland, jeder erinnert sich an MyMüsli sicherlich. Dann Betteins, auch ein Kunde von uns, jetzt die, die halt gemeinsam mit uns oder ich sage mal, wo halt der und das darf man glaube ich auch nicht vergessen. Der Handel hat halt mit mehreren Faktoren zu tun, die ihn unter Druck setzen. Wir haben die Entwicklung der Direct Brands gesehen, die aufgepoppt sind, die und das muss man fairerweise sagen, richtig gute Produkte rausgebracht haben mit einem Branding, die viel effizienter waren von der Kostenseite her und dort halt Market Share abgegriffen haben und traditionelle Händler unter Druck gesetzt haben. Dann haben wir gesehen, dass halt Akquisitionen schneller denn je zustande gekommen sind. Also Unternehmen konsolidieren sich, kaufen sich zu, fusionieren. Da ist eine ganze Menge passiert. Und ganz essenziell, und das ist, glaube ich, das Thema, worauf du hinaus willst, ist es, eine Marke zu kreieren, eben einen Mehrwert zu bauen. Und das ist eben viel wichtiger geworden über die ganzen letzten Jahre hinaus. Ich muss raus aus dieser Produktvergleichbarkeit. Ich muss raus aus dieser Preis-und Verfügbarkeitsspirale, du musst halt rein in Begehrlichkeit und Marke. Und diese Vertikalisierung, dieser direkte Zugriff oder an den Kunden ist dazu ein, glaube ich, sehr wichtiger Schritt. Ich kriege viel mehr Erfahrung, kann mit dem Kunden gemeinsam meine Produkte weiterentwickeln, habe also die Daten, die Nutzungsdaten und kann auch darauf on top weitere Geschäftsmodelle weiterentwickeln. Jetzt versteh mich bitte nicht falsch. Das heißt nicht, dass die horizontalen Handelsmodelle nicht funktionieren. Ganz im Gegenteil, da sehe ich eine Menge Potenzial. Aber dieses Potenzial bezieht sich auch wieder darauf. Ich muss eine Marke werden. Ich muss ein Kundenerlebnis bieten, was einen Mehrwert bietet. Was meine ich damit? Wenn ich jetzt eben, du hattest ja gerade Schuhhändler. Wenn ich halt eben Schuhhändler bin, ich glaube, dann muss ich halt in Zukunft noch viel mehr mir überlegen. Und das ist so ein bisschen auch die Handelskompetenz, die ja auch der Mittelstand hat, warum er auch dementsprechend seine Daseinsberechtigung hat, weil er eben diese Expertise hat. Er hat diese Beratung. Er versteht zum Beispiel jetzt bei Sportschuhen, bei Laufschuhen, warum diese Schuhe gut sind. Und ich glaube, das muss noch viel mehr ausgespielt werden. Ich kann diesen Service Gedanken an Produkte dran koppeln. Vielleicht kann ich halt nicht nur physikalisch Produkte verschicken, sondern kann vielleicht sogar noch digitale Services eben obendrauf mit verkaufen. Keine Ahnung. Wenn du jetzt beispielsweise dir eine neue Stereo Soundanlage kaufen möchtest, vielleicht wandel ich das in Zukunft und sage Hey, wenn du die kaufst oder wenn wir dazu zusammenkommen, dann kriegst du on top noch einen Einrichtungs Call von mir, wo du dann halt, wenn du das dann auspackst, Unboxing in deinem Wohnzimmer, kannst du dann quasi über dein Smartphone mich anrufen. Dann hast du über einen digitalen Verkaufsraum, kann ich dich dann co-browsen, wie du die aufbaust, wie du in deinem Wohnzimmer das Setup machst. Vielleicht wenn ich irgendwie im Bereich Children Goods unterwegs bin, dann könnte ich auch sagen Hey, ein Mehrwert ist, wenn du die Baby Trage kaufst, dann kannst du mich quasi kontaktieren und dann zeige ich dir noch mal, wie man die bindet. Und diese Beispiele rein zu denken und da sehe ich halt auch eine ganze Menge Potenzial für den Handel, wie er sich in Zukunft eben für den Kunden positionieren kann und auch nachhaltig dann eine starke Marke kreieren kann. Weil genau diese Kundenerlebnisse, diese Erfahrung, die zahlt ja wiederum total auf dein Image und auf deine Marke ein und bleibt im Kopf bei den Kunden hängen. Und das ist etwas, das kann dir dann keiner nehmen. Das ist wie so eine Art Burggraben, den du dir dann aufbaust. Und darum geht es halt umso mehr im Handel aktuell, dass ich genau das schaffe, weil das wiederum sorgt auch dafür, dass die Kundenakquisitionskosten niedriger sind on the long run logischerweise, dass ich halt deutlich effizienter werden kann und auch die Margen erhöhen kann.

 

Joubin Rahimi:

Das sind mega viele tolle Sachen, gerade in den letzten, also 15 Minuten so oder so, aber jetzt auch noch in den letzten Absatz gesagt. Hersteller und Händler sind weiterhin da, aber jeder muss seinen Mehrwert für den Kunden erarbeiten und darstellen und die Marke muss da sein. Das finde ich, würde ich auch mega unterstreichen. Die Komplexität ist da und dass man es aktiv angehen muss mit dem amerikanischen Spirit, den du ja auch oder mit dem Teil des amerikanischen Spirit, den du vorhin erwähnt hast. Zum Abschluss: Was sind so, ich sage mal ganz gern drei Themen, die du dir wünschen würdest, wenn du sie dir wünschen kannst? Das ist eine nicht abgesprochene Frage für den Markt, für euch, für die Kunden? Das ist ganz offen.

 

Sebastian Hamann:

Das ist eine spannende Frage. Drei Dinge, die ich mir wünschen darf. Ja, ich wünsche mir, dass wir mutiger voranschreiten. Ja, dass wir mehr die Innovation adaptieren. Und ich glaube nur dadurch können wir es schaffen auszubrechen und auch wirklich aus Deutschland heraus tolle neue Unternehmen zu schaffen, die wirklich auch zukunftsweisend sind. Und da müssen wir halt hinkommen. Wir müssen halt mutigere Entscheidungen treffen, mutiger unterwegs sein, Risiken in Kauf nehmen, um da Gas zu geben. Und da kann halt ich glaube, dass der E-Commerce Bereich halt echt ein super spannendes Umfeld ist, wo ich halt neue Geschäftsmodelle etablieren kann etc.

 

Joubin Rahimi:

Be brave. Also an alle, die es hören. Seid mutig, be brave und neugierig und machen es besser als theoretisch diskutieren.

 

Sebastian Hamann:

Ja, Wünschen. Ich finde man sollte noch mehr investieren in den Community Gedanken. Also nicht nur nicht nur in Form von jetzt Shopware zu sprechen und sagen Hey, das ist die Community. Ja, das macht total Sinn. Also das Ökosystem in Ökosystemen in Netzwerken denken, aber vielleicht auch aus Händlersicht und Handelssicht, dass ich halt selber anfange, diese Communities und Netzwerke zu bauen, weil ich glaube, dadurch ich wiederum einen riesen Mehrwert erreichen kann und auch eine Win Win Situation. Auch hier spielt das Thema Mut wieder mit rein. Aber warum nicht? Warum nicht auch Themen in die eigene Kundengruppe Community reinbringen und mit Fragen aktivieren und sagen Hey, entwickel doch mal ein Produkt mit. Ich fahre da vielleicht spannende Kampagnen, Aktionen, lasse vielleicht sogar meine Entwickler und Produktteams mit der Community, mit den Kunden, mit der Community etwas gemeinsam entwickeln und bringe es dann als sozusagen individualisiertes eigenes Produkt in den Markt. Ich glaube, dass diese Themen halt sehr, sehr förderlich sein werden in Zukunft, um auch hier wiederum eine starke Marke und eine verbesserte Kunden Experience zu bauen. Das dritte, was ich mir wünschen würde. Ja, ehrlich gesagt gerade einfach besseres Wetter. Gerade jetzt reden wir über solche Themen und jetzt sind wir in dieser Jahreszeit unterwegs, wo das Wetter auch nicht mehr ganz so gut ist. Und dann merke ich halt, dass viele Leute nochmal ein bisschen mehr negativ eingestellt sind. Deswegen ja, lass ein bisschen mehr Sonnenschein sozusagen vom Wetter wieder durchkommen. Ich glaube, dann sind auch alle wieder ein bisschen besser gelaunt und dann haben wir eine gute Grundlage, noch mutiger in die Zukunft zu kommen.

 

Joubin Rahimi:

Das ist ein super Schlusswort. Wetter, arbeiten wir daran, dass es wärmer wird hier leider mit auch anderen Konsequenzen. Und danke lieber Sebastian für die Zeit, für die ganzen Insights, für noch viel mehr über eure Software hinaus und auch für das Präsentieren von euch als Partner. Nicht nur als wir haben eine Software da, sondern wir haben Ideen mit euch voranzugehen und die können wir auch diskutieren. Und das finde ich wertvoll. Ihr seid einfach ein Partner auf Augenhöhe und das dann auch aus Europa, aus Deutschland mega wertvoll. Auf jeden Fall für die Deutschsprachigen und DACH-Zuhörer, die es mehrheitlich sind, denn das Ganze ist ja auf Deutsch hier. Insofern danke dafür und ich freue mich auf weitere spannende Jahrzehnte mit euch. Solange sind wir ja schon an einer Seite und bin gespannt und auch mutig auf das, was folgt und bestimmt bei besserem Wetter. Danke dir Sebastian.

 

Sebastian Hamann:

Ganz lieben Dank für die Einladung. Hat Spaß gemacht und ich schaue positiv in die Zukunft. Danke. Super.

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Joubin Rahimi
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