insights! #99: Zu teuer, zu aufwendig – oder die Zukunft? Die Wahrheit über VR im Online-Handel

Brille auf, Shop rein, fertig? So einfach ist es (noch) nicht. Die Wahrheit ist: VR im Handel war bisher mehr Hype als Alltag – u.a. wegen der Komplexität und den Kosten. Ist VR die Zukunft – oder bleiben wir doch lieber beim Klick in den Warenkorb?

Du hast ja keinen anderen Touchpoint mit deinen Nutzern als die Suche auf der Webseite. Also das zu vernachlässigen ist sehr schade, weil dann rennt der Nutzer wahrscheinlich wieder zu Google hin und versucht darüber sein Glück.

Joubin Rahimi CEO synaigy

Virtual Reality im E-Commerce steckt aktuell noch in den Kinderschuhen, da hohe Kosten und aufwändige Content-Erstellung viele Unternehmen abschrecken, obwohl die Technologie großes Potenzial bietet. Mit der Einführung innovativer Hardware wie der Apple Vision Pro und der Verknüpfung von VR mit künstlicher Intelligenz könnten in den nächsten zwei bis drei Jahren jedoch neue Standards gesetzt werden. Ob VR tatsächlich zur Revolution im Online-Handel wird, hängt davon ab, wie schnell sich die Technologie weiterentwickelt und für die breite Masse zugänglich gemacht wird. Mehr dazu im heutigen Artikel.

Virtual Reality im E-Commerce: Revolution oder doch nur Hype?

Virtual Reality (VR) wird gerne als die Zukunft des Einkaufens angepriesen. Doch wie realistisch ist diese Vorstellung? Ist VR im E-Commerce wirklich die nächste große Revolution oder lediglich ein kurzfristiger Hype, der bald wieder verschwindet?

Ohne Fachjargon erklärt: VR, also Virtual Reality, bedeutet, dass mithilfe einer speziellen Brille eine computergenerierte Welt wahrgenommen wird. Diese Welt wirkt realistisch, existiert jedoch nur virtuell. Ergänzend dazu gibt es Augmented Reality (AR). Hierbei wird die reale Umgebung durch digitale Elemente ergänzt. Unternehmen wie IKEA setzen bereits auf AR, um Kundinnen und Kunden Möbel per Smartphone-App virtuell im eigenen Wohnzimmer platzieren zu lassen.

Der bisherige Hype um VR

Die ersten VR-Brillen sind seit einigen Jahren auf dem Markt. Trotz technischer Fortschritte blieb der große Durchbruch bislang aus. Viele Verbraucher besitzen eine VR-Brille, nutzen diese jedoch nur selten. Hohe Anschaffungskosten, komplizierte Handhabung und ein begrenztes Angebot an Inhalten haben dazu beigetragen, dass VR bisher eher als Spielerei wahrgenommen wird.

Ein möglicher Wendepunkt: Apple Vision Pro

Mit der kürzlich vorgestellten Apple Vision Pro könnte sich dies ändern. Apple hat in der Vergangenheit mit Produkten wie dem iPhone gezeigt, dass es in der Lage ist, Massenmärkte zu verändern. Die Vision Pro könnte einen ähnlichen Effekt auf den VR-Markt haben, insbesondere im beruflichen Umfeld, wo die Nutzung leichtgewichtiger, leistungsfähiger Brillen neue Möglichkeiten bietet.

VR im Shopping-Prozess

Die Frage bleibt, ob VR das stationäre Einkaufserlebnis ersetzen kann. Beim Einkauf im Laden spielen Faktoren wie Haptik und Geruch eine entscheidende Rolle. Diese Sinneserfahrungen lassen sich mit VR aktuell nicht reproduzieren. Forschung zu haptischem Feedback und sogar zu Geruchstechnologien ist im Gange, doch deren Marktreife liegt noch in ferner Zukunft.

Bereits heute gibt es jedoch sinnvolle Ansätze, wie VR den Einkaufsprozess ergänzen kann. So ermöglichen Anwendungen von IKEA oder Amazon die Visualisierung von Möbeln im eigenen Zuhause. Der nächste Schritt könnte die immersive Betrachtung dieser Produkte in einer virtuellen Umgebung sein.

Potenzial durch die Kombination von VR und KI

Besonders vielversprechend ist die Verbindung von VR mit künstlicher Intelligenz (KI). So könnten künftig Raumausstattungen oder Produktkonfigurationen anhand individueller Anforderungen automatisch erstellt und in VR visualisiert werden. Diese Kombination könnte sowohl im privaten Bereich als auch im B2B-Segment, etwa bei der Planung von Büro- oder Lagereinrichtungen, einen echten Mehrwert schaffen.

Trotz der Möglichkeiten zögern viele Unternehmen noch beim Einsatz von VR im E-Commerce. Der größte Hemmschuh sind die hohen Kosten für die Erstellung von 3D-Inhalten. Die Produktion von VR-Visualisierungen erfordert spezielle Kompetenzen und ist aufwändiger als klassische Produktfotografie. Zudem fehlen in vielen Unternehmen Mitarbeitende mit den nötigen Qualifikationen.

Der Einfluss von Vorreitern

Die Entwicklung des Online-Handels zeigt, dass innovative Vorreiter den Markt prägen. Unternehmen, die VR frühzeitig erfolgreich einsetzen, könnten Standards setzen und die Konkurrenz zum Nachziehen zwingen. Noch befindet sich VR im E-Commerce jedoch in einer frühen Phase. Experten gehen davon aus, dass die kommenden zwei bis drei Jahre entscheidend sein werden. Die Weiterentwicklung der Hardware, insbesondere leichtere und günstigere Brillen, könnte die Marktdurchdringung deutlich erhöhen.

Derzeit ist VR im E-Commerce vor allem ein Experimentierfeld für technologieaffine Unternehmen. Das Potenzial ist jedoch erheblich, insbesondere in Verbindung mit künstlicher Intelligenz. Wenn Hardware und Inhalte in den nächsten Jahren weiter optimiert werden, könnte VR den E-Commerce tatsächlich revolutionieren. Ob sich die Technologie flächendeckend durchsetzt, hängt davon ab, wie gut es gelingt, die Kosten zu senken und die Anwendung für breite Kundengruppen attraktiv zu machen.

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Hier ist der Inhalt:

Sonja Fuhrmann

VR im E-Commerce, ist das eine echte Revolution oder vielleicht auch nur ein Hype? Darüber möchte ich jetzt mit Joubin sprechen. Kannst du uns erst mal knapp erklären, was VR überhaupt ist? Ohne Fachjargon, bitte.

 

Joubin Rahimi

Ohne Fachjargon? Okay, VR, Virtual Reality. Typischerweise hat man etwas vor den Augen, gerne auch in 3D, was einfach eine Realität abbildet, die aber virtuell ist und die durch eine Software gespeist wird. Und neben VR gibt es ja noch AR, Augmented Reality. Das ist genau da, wo ich halt immer noch was Reelles sehe und darüber gelagerte Schicht kommt mit den digitalen Inhalten.

 

Sonja Fuhrmann

Also alles nur ein Hype oder eine Revolution, was würdest du sagen?

 

Joubin Rahimi

Das war nicht die ursprüngliche Frage, oder? Genau. Das ist eine ganz, ganz spannende Situation jetzt, weil wir haben ja schon die Brillen eine Zeit lang und de facto war das, glaube ich, ganz viel Hype. Das hat sich nicht durchgesetzt. Ich weiß nicht, wer von euch eine Brille zu Hause hat und wie häufig, wenn ihr zu Hause die habt, genutzt wird. Es ist noch relativ selten. Wer aber die Möglichkeit hatte, jetzt mal die Apple-neue Division Glass sich anzugucken, das ist noch mal ein Sprung nach vorne. Das ist so ein bisschen wie das iPhone kommt jetzt, denn die richtigen Arbeitswelten werden da ganz anders abgebildet. Und wenn wir das, glaube ich, schaffen, mit einer leichtgewichtigen Brille die Arbeitswelt zu unterstützen, dann wird es auch kein Hype, sondern dann wird es ein Trend, aber die Chancen sind sehr, sehr hoch, dass es einer wird, die Frage ist nur: Wie groß ist das Endgerät und wie nahtlos ist es verzahnt? Ja.

 

Sonja Fuhrmann

Wie kann denn VR beim Shopping das im Geschäftsfeeling ersetzen? Also ich hätte jetzt Lust, auch die Sachen haptisch anzufassen.

 

Joubin Rahimi

Ja, das geht erst mal so in der Form natürlich nicht, weil du ja nur das siehst und du hast ja gesagt, haptisch anfassen. Wenn ich ganz weit nach vorne gucke, wird es vielleicht genauso was geben, dass ich Teile habe, die dann ein haptisches Gefühl zurückspielen, wie wir jetzt ja auch schon langsam Geruchsmaschinen erfunden haben und die dann auch produzieren können, aber nicht im B2C-Umfeld. Also ich sage mal, das ist immer ganz weit hinten. Aber das Erlebnis zu haben, du bist im Laden und kannst Sachen ausprobieren, ich glaube, das ist nicht der richtige Weg, sondern vielleicht noch mal die Fragestellung: Was möchtest du damit machen? Und da gibt es ja schon die ersten auch Anwendungen, die einfach in die Breite gehen, IKEA beispielsweise oder auch Amazon. Da kannst du sagen, ich habe jetzt beispielsweise eine Wäschetruhe und die ist jetzt ein Meter hoch, 30 Zentimeter breit, 50 Zentimeter lang. Wie sieht die denn bei mir aus? Passt das auch oder nicht? Das kannst du jetzt schon mal ganz smart einfach nur mit dem Smartphone machen, aber cooler wäre es, wenn du es dann wirklich in 3D sehen würdest. Absolut. Das ist so das, wo es gerade steht.

 

Sonja Fuhrmann

Welches Potenzial siehst du perspektivisch für den E-Commerce?

 

Joubin Rahimi

Die Kombination zwischen dem Visuellen und einem Einkaufsberater halte ich für richtig mächtig. Nehmen wir uns mal den Raum hier an. Wir mussten uns selber vorstellen, wie die Sofas wirken. Wir haben jetzt ja unterschiedliche Sofas genommen. Wie die Paneele wirken, wirken die gut oder nicht gut, hätte auch richtig in die Hose gehen können. Ich glaube, das ist das super Setup hier geworden. Und wenn ich das im Vorfeld mit einer KI sagen kann: Ich möchte ganz gerne, dass wir hier ein Interview Format drehen, dass wir einen Tisch haben, dass es entsprechend aussieht, das ist unsere Zielgruppe. Wir müssen was gegen den Schall oder die Schall Rückkopplung tun, Machen wir mal Beispiele und zeigt mir das in dem Raum. Ich glaube, das wäre richtig cool. Aber da siehst du, die Kombination aus VR plus dann künstliche Intelligenz, die dann all diese Spracheingaben übersetzt und Vorschläge unterbreitet.

 

Sonja Fuhrmann

Aber wahrscheinlich ist das auch nicht für jedermann geeignet. Ihr zu Hause guckt wahrscheinlich hier zu, weil ihr technikaffin seid, würde ich jetzt mal so behaupten, aber das ist ja auch nicht jedermanns Sache. Führt das nicht zu einer Spaltung im Käuferbereich?

 

Joubin Rahimi

Ich glaube, das ist für jedermann eine Sache. Also ganz, ganz klar.

 

Sonja Fuhrmann

Also Tante Anna mit 89, weiß ich nicht.

 

Joubin Rahimi

Nein, sie guckt aber vielleicht auf Fernsehen oder schaut sich andere … Da gibt es ja auch andere Shops, wie die perfekte Hausfrau oder so was. Ja, heißt wirklich so einen Shop. Das ist eine andere Zielgruppe, das ist ganz klar. Aber ich glaube, das ist im B2B und B2C für einen kleinen und großen Beutel etwas, Geldbeutel, kannst du sagen: Wie müsste meine Arbeitsanrichtung sein? Büroausstatter können das nutzen für Arztpraxen, für Lagereinrichtungen so einen B2B, aber auch einen Privaten im Kleinen. Und das dann vielleicht auch schon, wie groß wirkt das Sofa bei mir im Wohnzimmer oder der Schrank oder wie sieht der Toilettenpapierhalter aus?

 

Sonja Fuhrmann

Viele Möglichkeiten. Dennoch gibt es ja auch einige Unternehmen, die zögern, noch VR einzusetzen. Warum?

 

Joubin Rahimi

Weil es teuer ist. Du brauchst ganz, ganz viel Content und einfach nur, dass es da ist, das hilft dir nicht, sondern wie bindest du das Ganze in diese Kaufgeschichte ein? Und wenn ihr überlegt, wer wird es bei euch machen, also von der Organisation her, dann brauchst du Menschen, die auf einmal neue Skills mit sich bringen oder du musst Existierende diese Skills beibringen, weil das ist auf einmal die dritte Dimension. Bisher sind wir im E-Commerce nur in zwei Dimensionen. Und das ist auf jeden Fall noch mal deutlich anspruchsvoller, das toll zu machen.

 

Sonja Fuhrmann

Führt deiner Meinung nach kein Weg mehr an dem Trend vorbei? Oder was passiert mit Unternehmen, die den Weg nicht mitgehen können oder wollen?

 

Joubin Rahimi

Wenn der Erste das so gut gemacht hat, dass es ein Durchbruch ist, dann muss der Rest nachziehen. Das hat uns ja das Internet gezeigt. Derjenige, der es zuerst online bringt und es toll gemacht hat, der ist derjenige, der den Standard setzt. Noch haben wir den, glaube ich, gerade am Anfang und der ist noch nicht richtig gesetzt. Also der IKEA-Einkaufsplaner bei der Unterstützung, der hilft schon immens, aber es ist auch noch nicht komplett in VR zu sehen. Das wird in den nächsten zwei, drei Jahren kommen.

 

Sonja Fuhrmann

Das wäre jetzt die Frage: Wir stehen am Anfang, sagst du, welchen Zeithorizont siehst du hier, zwei, drei Jahre?

 

Joubin Rahimi

Ja, mit der Einführung der Apple-Brille wird halt vieles geschehen. Die ist aber relativ teuer, so wie auch das erste Smartphone ja unglaublich war im Vergleich zu allen Handys und das wird dann in zwei, drei Jahren einfach nachrutschen und dann wird das so weit sein, dass wir sagen, okay, wir können viel, viel mehr nutzen.

 

Sonja Fuhrmann

Spannend. Mal gespannt, was da noch auf uns zukommt. Vielen Dank, Joubin, für das Gespräch.

 

Joubin Rahimi

Gerne, Sonja.

 

Sonja Fuhrmann

Und danke euch fürs Zuschauen.

 

Joubin Rahimi

Und wenn ihr Fragen habt, Impulse, Gedankenanstöße oder auch sagt, ich glaube, das setzt sich gar nicht durch, lasst uns teilhaben an euren Gedanken. Wir möchten total gerne mit euch da diskutieren. Einfach unten ins Kommentarfeld rein.

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Joubin Rahimi
Managing Partner synaigy GmbH

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