Sonja Fuhrmann
VR im E-Commerce, ist das eine echte Revolution oder vielleicht auch nur ein Hype? Darüber möchte ich jetzt mit Joubin sprechen. Kannst du uns erst mal knapp erklären, was VR überhaupt ist? Ohne Fachjargon, bitte.
Joubin Rahimi
Ohne Fachjargon? Okay, VR, Virtual Reality. Typischerweise hat man etwas vor den Augen, gerne auch in 3D, was einfach eine Realität abbildet, die aber virtuell ist und die durch eine Software gespeist wird. Und neben VR gibt es ja noch AR, Augmented Reality. Das ist genau da, wo ich halt immer noch was Reelles sehe und darüber gelagerte Schicht kommt mit den digitalen Inhalten.
Sonja Fuhrmann
Also alles nur ein Hype oder eine Revolution, was würdest du sagen?
Joubin Rahimi
Das war nicht die ursprüngliche Frage, oder? Genau. Das ist eine ganz, ganz spannende Situation jetzt, weil wir haben ja schon die Brillen eine Zeit lang und de facto war das, glaube ich, ganz viel Hype. Das hat sich nicht durchgesetzt. Ich weiß nicht, wer von euch eine Brille zu Hause hat und wie häufig, wenn ihr zu Hause die habt, genutzt wird. Es ist noch relativ selten. Wer aber die Möglichkeit hatte, jetzt mal die Apple-neue Division Glass sich anzugucken, das ist noch mal ein Sprung nach vorne. Das ist so ein bisschen wie das iPhone kommt jetzt, denn die richtigen Arbeitswelten werden da ganz anders abgebildet. Und wenn wir das, glaube ich, schaffen, mit einer leichtgewichtigen Brille die Arbeitswelt zu unterstützen, dann wird es auch kein Hype, sondern dann wird es ein Trend, aber die Chancen sind sehr, sehr hoch, dass es einer wird, die Frage ist nur: Wie groß ist das Endgerät und wie nahtlos ist es verzahnt? Ja.
Sonja Fuhrmann
Wie kann denn VR beim Shopping das im Geschäftsfeeling ersetzen? Also ich hätte jetzt Lust, auch die Sachen haptisch anzufassen.
Joubin Rahimi
Ja, das geht erst mal so in der Form natürlich nicht, weil du ja nur das siehst und du hast ja gesagt, haptisch anfassen. Wenn ich ganz weit nach vorne gucke, wird es vielleicht genauso was geben, dass ich Teile habe, die dann ein haptisches Gefühl zurückspielen, wie wir jetzt ja auch schon langsam Geruchsmaschinen erfunden haben und die dann auch produzieren können, aber nicht im B2C-Umfeld. Also ich sage mal, das ist immer ganz weit hinten. Aber das Erlebnis zu haben, du bist im Laden und kannst Sachen ausprobieren, ich glaube, das ist nicht der richtige Weg, sondern vielleicht noch mal die Fragestellung: Was möchtest du damit machen? Und da gibt es ja schon die ersten auch Anwendungen, die einfach in die Breite gehen, IKEA beispielsweise oder auch Amazon. Da kannst du sagen, ich habe jetzt beispielsweise eine Wäschetruhe und die ist jetzt ein Meter hoch, 30 Zentimeter breit, 50 Zentimeter lang. Wie sieht die denn bei mir aus? Passt das auch oder nicht? Das kannst du jetzt schon mal ganz smart einfach nur mit dem Smartphone machen, aber cooler wäre es, wenn du es dann wirklich in 3D sehen würdest. Absolut. Das ist so das, wo es gerade steht.
Sonja Fuhrmann
Welches Potenzial siehst du perspektivisch für den E-Commerce?
Joubin Rahimi
Die Kombination zwischen dem Visuellen und einem Einkaufsberater halte ich für richtig mächtig. Nehmen wir uns mal den Raum hier an. Wir mussten uns selber vorstellen, wie die Sofas wirken. Wir haben jetzt ja unterschiedliche Sofas genommen. Wie die Paneele wirken, wirken die gut oder nicht gut, hätte auch richtig in die Hose gehen können. Ich glaube, das ist das super Setup hier geworden. Und wenn ich das im Vorfeld mit einer KI sagen kann: Ich möchte ganz gerne, dass wir hier ein Interview Format drehen, dass wir einen Tisch haben, dass es entsprechend aussieht, das ist unsere Zielgruppe. Wir müssen was gegen den Schall oder die Schall Rückkopplung tun, Machen wir mal Beispiele und zeigt mir das in dem Raum. Ich glaube, das wäre richtig cool. Aber da siehst du, die Kombination aus VR plus dann künstliche Intelligenz, die dann all diese Spracheingaben übersetzt und Vorschläge unterbreitet.
Sonja Fuhrmann
Aber wahrscheinlich ist das auch nicht für jedermann geeignet. Ihr zu Hause guckt wahrscheinlich hier zu, weil ihr technikaffin seid, würde ich jetzt mal so behaupten, aber das ist ja auch nicht jedermanns Sache. Führt das nicht zu einer Spaltung im Käuferbereich?
Joubin Rahimi
Ich glaube, das ist für jedermann eine Sache. Also ganz, ganz klar.
Sonja Fuhrmann
Also Tante Anna mit 89, weiß ich nicht.
Joubin Rahimi
Nein, sie guckt aber vielleicht auf Fernsehen oder schaut sich andere … Da gibt es ja auch andere Shops, wie die perfekte Hausfrau oder so was. Ja, heißt wirklich so einen Shop. Das ist eine andere Zielgruppe, das ist ganz klar. Aber ich glaube, das ist im B2B und B2C für einen kleinen und großen Beutel etwas, Geldbeutel, kannst du sagen: Wie müsste meine Arbeitsanrichtung sein? Büroausstatter können das nutzen für Arztpraxen, für Lagereinrichtungen so einen B2B, aber auch einen Privaten im Kleinen. Und das dann vielleicht auch schon, wie groß wirkt das Sofa bei mir im Wohnzimmer oder der Schrank oder wie sieht der Toilettenpapierhalter aus?
Sonja Fuhrmann
Viele Möglichkeiten. Dennoch gibt es ja auch einige Unternehmen, die zögern, noch VR einzusetzen. Warum?
Joubin Rahimi
Weil es teuer ist. Du brauchst ganz, ganz viel Content und einfach nur, dass es da ist, das hilft dir nicht, sondern wie bindest du das Ganze in diese Kaufgeschichte ein? Und wenn ihr überlegt, wer wird es bei euch machen, also von der Organisation her, dann brauchst du Menschen, die auf einmal neue Skills mit sich bringen oder du musst Existierende diese Skills beibringen, weil das ist auf einmal die dritte Dimension. Bisher sind wir im E-Commerce nur in zwei Dimensionen. Und das ist auf jeden Fall noch mal deutlich anspruchsvoller, das toll zu machen.
Sonja Fuhrmann
Führt deiner Meinung nach kein Weg mehr an dem Trend vorbei? Oder was passiert mit Unternehmen, die den Weg nicht mitgehen können oder wollen?
Joubin Rahimi
Wenn der Erste das so gut gemacht hat, dass es ein Durchbruch ist, dann muss der Rest nachziehen. Das hat uns ja das Internet gezeigt. Derjenige, der es zuerst online bringt und es toll gemacht hat, der ist derjenige, der den Standard setzt. Noch haben wir den, glaube ich, gerade am Anfang und der ist noch nicht richtig gesetzt. Also der IKEA-Einkaufsplaner bei der Unterstützung, der hilft schon immens, aber es ist auch noch nicht komplett in VR zu sehen. Das wird in den nächsten zwei, drei Jahren kommen.
Sonja Fuhrmann
Das wäre jetzt die Frage: Wir stehen am Anfang, sagst du, welchen Zeithorizont siehst du hier, zwei, drei Jahre?
Joubin Rahimi
Ja, mit der Einführung der Apple-Brille wird halt vieles geschehen. Die ist aber relativ teuer, so wie auch das erste Smartphone ja unglaublich war im Vergleich zu allen Handys und das wird dann in zwei, drei Jahren einfach nachrutschen und dann wird das so weit sein, dass wir sagen, okay, wir können viel, viel mehr nutzen.
Sonja Fuhrmann
Spannend. Mal gespannt, was da noch auf uns zukommt. Vielen Dank, Joubin, für das Gespräch.
Joubin Rahimi
Gerne, Sonja.
Sonja Fuhrmann
Und danke euch fürs Zuschauen.
Joubin Rahimi
Und wenn ihr Fragen habt, Impulse, Gedankenanstöße oder auch sagt, ich glaube, das setzt sich gar nicht durch, lasst uns teilhaben an euren Gedanken. Wir möchten total gerne mit euch da diskutieren. Einfach unten ins Kommentarfeld rein.