insights! #83: AI, Marktplatz, Internationalisierung - Wie diese Bausteine den Online-Handel boosten

In dieser insights!-Folge erzählt Oliver Lucas, Managing General Partner bei NFQ, von seiner langjährigen Erfahrung im Bereich E-Commerce und Digitalisierung, seinen unterschiedlichen Perspektiven aus der Fulfillment- und Beratungsseite sowie seiner aktuellen Arbeit bei NFQ. Es wird auch über die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung, die Bedeutung von Marktplätzen, die Rolle von KI und die Veränderung der Softwareentwicklung diskutiert. Zum Abschluss sprechen sie darüber, wie Digitalprojekte eher als fortlaufende Veränderungsprozesse statt als einmalige Projekte betrachtet werden sollten.

Wir müssen an diese positive Kraft denken der Veränderungen und da ist Digitalisierung der Mittel zum Zweck.

Oliver Lucas

Die Herausforderungen der Digitalen Transformation

Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor eine Vielzahl von Herausforderungen. Oliver Lucas und sein Team bei NFQ verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, um diese Herausforderungen zu meistern. Ihr Ziel ist es, Unternehmen nicht nur bei der Implementierung neuer Systeme zu unterstützen, sondern auch ihre grundlegenden Strategien zu hinterfragen und zu optimieren. Die Arbeit beginne immer mit einer umfassenden Analyse. Sie wollen die Strategie des Kunden verstehen und untersuchen die bestehenden Systeme, Prozesse und Strukturen. Dabei stoßen sie oft auf ineffiziente Arbeitsweisen oder manuelle Schnittstellen, die optimiert werden können, wie z.B. manuelle Datenübertragungen. „Manchmal ist es eine Ineffizienz im Arbeiten, manchmal sind es Schnittstellen, die klassisch per Excel manuell gepflegt werden“, so Oliver. Diese Prozesse zu identifizieren und zu optimieren, ist entscheidend für die Verbesserung der Gesamtleistung eines Unternehmens.

Flexibilität und Marktplätze: Die Zukunft des E-Commerce

Flexibilität ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Du musst in der Lage sein, auf Veränderungen im Markt schnell zu reagieren und deine Strategien entsprechend nach Bedarf anzupassen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Nutzung verschiedener Vertriebskanäle, insbesondere digitaler Marktplätze. Oliver betont die Bedeutung von Marktplätzen und Partneransätzen für die Internationalisierung und die Erschließung neuer Märkte. „Marktplätze bieten eine großartige Möglichkeit, international zu expandieren, ohne sofort in eigene Infrastrukturen investieren zu müssen. Es gibt Plattformen, die alles von der Übersetzung bis zur Logistik abdecken. Das eröffnet enorme Chancen für Unternehmen.“ Durch die Nutzung von Marktplätzen können Produkte schnell und effizient in neuen Märkten angeboten werden, ohne die hohen Kosten und Risiken einer eigenen Infrastruktur zu tragen. So kann flexibel auf Veränderungen reagiert werden und neue Geschäftsmöglichkeiten erschlossen werden.

Künstliche Intelligenz als Effizienz und Innovationstreiber

Oliver und sein Team bei NFQ setzen KI ein, um Effizienzgewinne zu erzielen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. KI spielt eine entscheidende Rolle bei der Automatisierung von Prozessen und der Optimierung von Geschäftsabläufen. KI verändert das Programmiergeschäft grundlegend. Viele Aufgaben, die früher manuell erledigt wurden, können jetzt automatisiert werden. Das bedeutet, dass Entwickler sich auf komplexere und kreativere Aufgaben konzentrieren können.

Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von KI ist die Optimierung von Content-Erstellung und SEO-Strategien. So können Unternehmen schneller und effizienter qualitativ hochwertigen Content erstellen und ihre Sichtbarkeit in Suchmaschinen verbessern. Dies führt zu einer besseren Kundenbindung und erhöhten Umsätzen.

Digitalisierung als kontinuierlicher Prozess

Zum Abschluss betont Oliver, dass die Digitalisierung kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess ist. „Digitalisierung sollte immer im Dienst der Unternehmensziele stehen. Sie ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um besser zu werden und wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen die positive Kraft der Veränderung nutzen, um in der digitalen Welt erfolgreich zu sein.“

Dieser Ansatz erfordert eine kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung der Geschäftsstrategien. Unternehmen müssen bereit sein, ständig zu lernen und sich an die sich ändernden Bedingungen anzupassen. Nur so können sie langfristig erfolgreich sein und in der digitalen Welt bestehen. Sie sehen die digitale Transformation als einen evolutionären Prozess. Es geht darum, kontinuierlich zu lernen und sich zu verbessern. Unternehmen müssen verstehen, wohin sich ihr Geschäft entwickelt und welche Anpassungen in den nächsten Jahren notwendig sind. Dies ist die Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen müssen.

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Hier ist der Inhalt:

Joubin Rahimi:

Grandios, dass ihr wieder dabei seid zu einer neuen Folge von insights. Mein Name ist Joubin Rahimi und heute darf ich Oliver Lucas begrüßen. Hallo Oliver.

 

Oliver Lucas:

Hallo Joubin. Ich freue mich, dass ich hier sein darf.

 

Joubin Rahimi:

Mich freut das mega, weil das Spannende, finde ich, ist, wir haben uns oder ich habe dich vor sieben Jahren quasi kennengelernt, weil du solltest eigentlich etwas moderieren, konntest doch ja krankheitsbedingt nicht. Und ich durfte dann dafür einspringen. Deswegen war mir dein Name damals bekannt und ich fand es mega, dass wir uns Anfang des Jahres auf dem Unternehmertreffen von NFQ getroffen haben und so viel Zeit auch miteinander verbringen konnten und das ja der Anstoß auf des Interviews heute ist. Aber bevor ich noch mehr dazu erzähle, vielleicht magst du zwei, drei Sätze zu dir erzählen und wo du im Moment bist und was deine Mission ist.

 

Oliver Lucas:

Ja, super gerne. Wusste ich bis eben gar nicht Joubin, dass dieser erste Connect irgendwie da war, dass ich irgendwo nicht aufgetaucht bin. Der eine oder andere hat mich vielleicht schon mal gesehen, weil ich oft auftauche. Also ich bin seit 2003 bin ich eigentlich in diesem ganzen E-Commerce, Digitalisierungs- und Multichannel-Kontext unterwegs. Und was ich immer ganz hilfreich finde, dass ich die verschiedenen Dimensionen kenne. Ich habe auf der Fulfillment-Seite gearbeitet, hatte da mein eigenes Unternehmen, so Richtung Full Service, kenne auch die negativen Seiten des Unternehmertums und weil das nicht so erfolgreich war in the long run, dann bin ich ziemlich lange jetzt auf der Beratungsseite gewesen, war zwischendurch auf Agenturseite. Insofern kann ich relativ viele Perspektiven auf dieses ganze Thema Digitalisierung immer mitbringen in meine Projekte und in meine Themen. Und bin jetzt, seit Januar, habe ich meine unternehmerischen Aktivitäten an die NFQ verkauft und bin dort mitgegangen mit meinem Team und das war auch dann einer der schönen Konsequenzen daraus, dass wir uns da getroffen haben Joubin, und bin jetzt bei der NFQ. Und das ist natürlich eine ganz spannende neue Perspektive und ich bringe da gerne meine Netzwerke und meine jahrelange Erfahrung in verschiedenen Themen und Projekten mit ein und bin auch gerne viel unterwegs und auch mal auf der einen oder anderen Bühne als Moderator oder als Speaker und auch gerne mal in Podcasts und Videoformaten mit dabei. Von daher, ich bin gespannt auf dieses insight Format.

 

Joubin Rahimi:

Ja, super. Was mir gerade auffällt, ich noch mal bei LinkedIn gerade geguckt, Dohmen Solutions war das, oder?

 

Oliver Lucas:

Ja, korrekt. Richtig. Den Namen gibt es so gar nicht mehr, weil wir tatsächlich 2010 in Insolvenz gegangen sind, dann an Docdata verkauft wurden aus der Insolvenz raus. Docdata ist dann später zu Ingram Micro geworden. Also von daher eine lange Historie, aber ich habe damit abgeschlossen. Witzigerweise gibt es IT-Systeme, die wir damals gebaut haben. Da waren wir nämlich sehr früh unterwegs, haben aber lieber Logistik verkauft als IT, Klammer auf, war vielleicht ein Fehler. Die IT-Systeme gibt es noch immer. Logistik-Standorte gibt es auch immer noch, aber die Firma gibt es halt nicht mehr und ich mache was anderes.

 

Joubin Rahimi:

Da war mein Marktbegleiter, wo wir es so sagen. Wir haben noch viel früher Kontaktpunkte gehabt. Habt ihr neulich mit IBM ja gemacht. Fand ich witzig.

 

Oliver Lucas:

Total. IBM war damals für uns einmal im Backend Logistik tatsächlich auf AS/400. Ich finde heute auch immer noch Kunden, die AS/400 einsetzen. Ich glaube, es heißt jetzt anders mittlerweile. Und auch damals, WebSphere Commerce war einer der Player, mit dem man Frontends gemacht hat. Allerdings dann schon so eher Enterprise Level. Ich glaube, damals war eher Oxet so das Thema, über das viele geredet haben in den 2000er Jahren.

 

Joubin Rahimi:

Spannend. Witzig. So klein ist die Welt und deswegen ist ja noch viel wichtiger, dass man sich vernetzt in dem Konstrukt. Jetzt hattest du gesagt, du hast ja dein Geschäft in die NFQ mit reingebracht. Was ist denn dein Geschäft? Was machst du da hauptsächlich oder welche Themen bearbeitet ihr bei Kunden?

 

Oliver Lucas:

Das ist insofern immer ganz challenging, das zu erklären, weil wir sind relativ breit aufgestellt, weil wir unseren Kunden und Partnern immer erzählen, dass wir Digital Commerce als Ganzes verstehen und auch demzufolge immer in Themen und Projekte und Fragestellungen reingehen und oft neue Kontexte herstellen auf Kundenseite. Das heißt, wenn mich irgendeiner fragt mit: Hast du Ahnung von PIM oder CRM? Oder kannst du einen Shop auswählen? Oder kannst du irgendwie meinen Logistikdienstleister wechseln? Dann ist die Antwort ja und das alleine ist schon relativ breit. Und ich komme dann aber meistens zurück, oder mein Team und meine Berater, und wir hinterfragen, warum jetzt gerade diese Aufgabenstellung vorliegt und wofür das gebraucht wird. Also was ist eigentlich die Strategie des Unternehmens? Das ist wichtig für Logistik, für PIM, für CRM, für Shop, für alles. Und wir wollen dann nicht ein Name-Dropping machen, sondern wir wollen dem Unternehmen eigentlich helfen, zu verstehen, dass so Projekte immer eine Chance sind, langfristig auf ein übergeordnetes Zielbild einzuzahlen. Und das ist, glaube ich, eine Mentalität, die uns so ein bisschen unique macht, ohne dass wir jetzt Systeme verkaufen oder vielleicht gerade, weil wir keine Systeme verkaufen, sondern diese Philosophie und dieses Mindset an unsere Kunden bringen wollen.

 

Joubin Rahimi:

Da schwinge ich total mit, weil wir haben häufig Replattforming-Projekte bei uns und dann sind es Projekte und man denkt dann: Na ja, eigentlich ist es kein Projekt. Klar, du kannst sagen, das ist ein Projekt, aber das ist ein Engagement und eigentlich ist es ein Produkt, was ja entwickelt wird. Das ist so unsere Sichtweise. Wie geht ihr damit um? Du sagst, Digital Commerce in der Gänze. Da schmeißt du ja nicht einfach drei Systeme rein und sagst: So, das ist es vermutlich, sondern ihr habt auch ein Vorgehen dafür.

 

Oliver Lucas:

Ja, klar. Wir haben da auch ein klassisches Vorgehensmodell, weil es ist immer schwierig, Beratung zu verkaufen und zu sagen: Wir fangen einfach mal an und dann schauen wir mal, sondern unser Vorgehensmodell ist eigentlich relativ klassisch im Sinne von Analyse, Konzeption und Umsetzung. Ich meine, das ist normal. Das machen Agenturen hoffentlich meistens auch so. Unsere Analyse ist aber relativ ganzheitlich, dass wir sagen, okay, wir wollen die Strategie verstehen und schauen uns dann die Systeme, Prozesse und die Organisation des Unternehmens an und versuchen, das zusammenzubringen. Und dann weiß der Kunde oft, wo er nicht gut ist. Und wenn er es nicht weiß, finden wir es raus. Manchmal ist es eine Ineffizienz im Arbeiten, manchmal ist es irgendwelche Schnittstellen, die irgendwie klassische Excel-manuelle Schnittstellen sind, von da kopiert einer was raus und lädt es wieder hoch und zwischendurch werden die Daten manipuliert. Also das können die verschiedensten Themen sein. Wir wollen gerne so ein bisschen in diesen Motorraum reingehen, also unter die Motorhaube kommen und nicht die Bilder bewerten, sondern eigentlich die Prozesse hintendran. Dann entwickeln wir mit dem Kunden im Prinzip, indem wir ihn ein bisschen nerven und sagen: „Okay, wohin entwickelt sich denn dein Geschäft? Und das ist diese strategische Diskussion, die ganz selten geführt wird. Keine Ahnung, vor fünf Jahren war offensichtlich, dass Marktplatzbusiness eine Perspektive ist und die Leute wollten alle ihren Shop investieren. Und wir haben den Leuten dann gesagt, ja das ist ganz schön, wenn ihr jetzt weiß ich nicht, Shopify oder Shopware oder Oxet oder wen auch immer dort irgendwie einbaut, aber wie sieht es denn aus mit dem Bespielen der verschiedenen Kanäle? Das ist nicht so wichtig. Das machen irgendwelche Praktikanten und die laden Excel-Listen hoch. Und manche machen das immer noch so und andere machen es professionell und können dann auch wachsen und sich entwickeln. Also von daher: Strategie, Systemarchitektur, Prozesse, das gehört alles zusammen.

 

Joubin Rahimi:

Was sagst du denn in Richtung Marktplätze? Ist es eine Anbindung von Marktplätzen? Was sind denn so die neuen Trends, die du siehst? Ist es der eigene Marktplatz? Ist es KI? Ist es wirklich mal Omnichannel? Oder was begegnet dir? Was denkst du, was wird das Wichtige sein?

 

Oliver Lucas:

Ja, ich glaube, das Wichtige ist, dass man sich einigermaßen flexibel aufstellt, weil man nicht genau planen kann, was morgen passiert. Also was ganz klar ist, außer du bist jetzt, sage ich mal, in Otto oder in Zalando, dann passiert unheimlich viel auf deinem eigenen Shop. Alle anderen muss man eigentlich sagen, denkt daran an mehrere Vertriebskanäle, an mehrere digitale Vertriebskanäle, arbeitet mit E-Retailern zusammen, arbeitet mit Marktplätzen zusammen. Und das ist eine systemseitige und prozessuale und auch logistische Herausforderung. Das ist ganz klar. Und dazu kommt noch, dass ich manchmal aus der eigenen Kraft heraus nicht so gut internationalisieren kann. Und das geht aber über Marktplätze und Partneransätze super. Also ich kann mit bestimmten Anbietern, ich will jetzt hier kein Name-Dropping machen oder so was, aber es gibt so Plattformen, die international aufgestellt sind, wo du im Prinzip mit deinen bestehenden deutschen Produktdaten, die translaten dir alles. Das ist so ein rundum-sorglos-Ansatz und du kannst damit übermorgen, sinnbildlich, in Polen, in Portugal, in UK und sonst wo deine Sachen anbieten, sofern du es vollfüllen kannst. Und das ist natürlich eine riesen Chance. Und da geht die Reise ganz klar hin. KI habe ich jetzt noch nicht angesprochen, aber da kommen wir bestimmt gleich noch drauf. Aber Internationalisierung ist ein großes Thema.

 

Joubin Rahimi:

Bin ich bei dir. Und auch spannend, noch mal wiederholen, der Ansatzpunkt: Ich gehe erst mal über Marktplatz in so ein Land rein, als dass ich sage, ich mache eine eigene Webseite auf und vielleicht ein Distribution-Center, sondern ich mache es erst mal über Shared-Ressourcen. Das ist ja der.

 

Oliver Lucas:

Da sollte man halt gucken, welche Möglichkeiten sind da. Ich betreue seit vier Jahren, glaube ich, in so einem internationalen Format Das nennt sich Cross-Border Commerce, so eine genannte High-Level-Gruppe für Direct-to-Consumer. Und da waren dann der eine oder andere Anbieter mit drin und die haben dann gesagt, okay, unsere Internationalisierungsstrategie, unser Rollout ist schließlich E-Commerce. Das heißt, du hast irgendeine starke Marke in einem Land und da bist du auch stationär vertreten und dann gehst du über digitale Kanäle in ein drittes, viertes, fünftes Land und schaust, ob es funktioniert. Wenn es gut funktioniert, kannst du stationär gehen. Wenn es nicht funktioniert, warum solltest du dann stationär ein Vertriebsteam aufbauen? Und das ist einfach ein Mindset, was für uns beide normal ist und wir sagen, na klar ja, aber es gibt noch so viele Unternehmen da draußen, die das nicht verstehen auf Top-Management, auf Unternehmerebene. Und das ist auch so ein bisschen unsere Mission, die wir haben, dafür zu sensibilisieren und den Leuten das klarzumachen und da auch zu helfen und so in strategischen Roadmaps zu.

 

Joubin Rahimi:

Wo du es gerade sagst, mit der Mission und mit den Personen, die das dann vielleicht noch nicht so kennen, ist auch immer ein Veränderungsprozess. Und jemand aus meinem Netzwerk hat halt mal gesagt, In der heutigen Zeit und mit all den Veränderungen in der Digitalisierung wissen die Vorstände gar nicht, was sie wirklich anweisen sollen. Sie sind es aber gewohnt, anzuweisen, weil die Führungsmethode einfach über die 30 Jahre, wo sie Vorstand waren oder Geschäftsführer, so drin war und können nicht loslassen und dass das so eine Blockade ist, fand ich mega den Impuls. Weiß nicht, würdest du den unterstreichen oder ist das eher so ein seltenes Phänomen?

 

Oliver Lucas:

Ich habe keine Statistik dazu, aber ich würde es schon eher unterstreichen, als dagegen reden. Ich glaube, dass diese Veränderungsgeschwindigkeit, die wir haben und auch die Möglichkeiten, die Systeme und Infrastrukturen heute bieten, um das Geschäft schnell zu verändern, das überfordert viele, ich sage mal, 50 plus Manager, die aus einer anderen Zeit kommen. Ich darf das sagen, ich gehöre selber dazu. Ich bin auch schon – Klammer auf – leider 50 plus, aber das ist ja okay. Man kriegt eine ganze Menge Lebenserfahrung dadurch und auch Berufserfahrung. Und ja, Change ist da eine wichtige Aufgabenstellung. Ich habe neulich auf einer Veranstaltung als Titel gehabt, dass ich die Zauberformel für internationale Skalierung und Marktleistungsmanagement und so was mache und das Z steht für Zuhören. Und da fängt es an und ich erwarte von einer Führungskraft von einem Unternehmen, von einem C-Level, dass die Kenntnisse, die ja vorhanden sind über die Möglichkeiten und die Zusammenhänge, ich erwarte, dass die zuhören. Und entweder kaufen sich dafür einen Berater ein oder sie holen Bottom ab, die Kompetenz aus der Organisation oder sie gehen selber mal auf die K5 und andere Veranstaltungen, wie die DMEXCO und die OMR, und schicken nicht ihre Marketingdamen dahin, denen sie dann hinterher nicht mehr zuhören. Also ich glaube, wir müssen sehr stark ganz, ganz oben anfangen. Es gibt natürlich auch tolle positive Beispiele. Da ist jetzt nicht alles schlecht.

 

Joubin Rahimi:

Da hast du kurz in eine Chauvi-Geschichte reingegriffen oder auch nicht. Die Frage kann ja sein. Eine Vorständin ist dann eher auf der OMR unr K5, also haben wir ja beide getroffen. Und der Vorstand vielleicht nicht von einem ähnlich großen Unternehmen.

 

Oliver Lucas:

Das weiß ich jetzt gar nicht. Also ist eh unfair, weil es ja auch leider so ist, dass die Masse der Vorstände sind halt eher maskulin ausgerichtet und die Damen sind noch in der Unterzahl. Aber vielleicht wolltest du gar nicht auf das Geschlecht, du hast mich nur mit dem Chauvi-Spruch irgendwie ein bisschen aufs falsche Gleis...

 

Joubin Rahimi:

Nein, nein. Darauf wollte ich schon heraus, dass die Frauen, die jetzt in diesen Rollen sind, viel offener sind, viel flexibler, als gerade diejenigen, die lange in dieser Rolle sind und dann auch eher schon rein statistisch männlich, wie natürlich der... ein fairer Vergleich ist von beide gleich alt kommen da hoch. Oder nicht, aber das fällt mir auch auf, dass die Inhaber von einem Konzern wahrscheinlich auch vielmehr nach weiblichen Vorständen gucken würde, weil die noch mal ganz anders da ein Spirit reinbringen. Es gibt sogar Studien dafür.

 

Oliver Lucas:

Ist ein guter Gedanke. Ich selber arbeite auch total gerne in heterogen zusammengesetzten Teams und von daher meine Teenager-Töchter würden sagen, ich kann da voll relaten, was du sagst, Joubin.

 

Joubin Rahimi:

Ja, die Sprüche werde ich dann auch noch lernen. Noch sind sie zu jung. Ja, wir hatten das Thema auf KI noch nicht gestriffen, aber es kommt ja immer wieder vor. Wo kommt das bei euch vor? Und habt ihr da irgendwie ein Gefühl, wohin das geht?

 

Oliver Lucas:

Bei uns kommt es ständig vor. Einmal in der täglichen Arbeit, die wir machen, vielleicht einen halben Satz zur NFQ für diejenigen, die das nicht kennen. Wir sind seit über 20 Jahren mit ziemlich vielen Entwicklern global unterwegs und haben mittlerweile 800 Leute in mehreren Kontinenten. Und da müssen wir natürlich immer auch am Zahn der Zeit bleiben oder am Puls der Zeit bleiben, was man so macht. Und KI verändert das Programmierbusiness. Da muss man einerseits gucken, welche Tätigkeiten kann man eigentlich noch sinnvoll als Dienstleistung anbieten und welche Dienstleistungen aus der Softwareentwicklungsseite werden dort selber automatisiert? Und da passiert eine ganze Menge. Jetzt bin ich kein ITler, von daher kann ich da nicht so tief ins Detail reingehen. Dann haben wir Kunden, für die wir arbeiten, immer zwei, drei verschiedene Ansätze. Das nahende Liegeste ist immer so auf der Content-Ebene und SEO-Ebene und SEA-Ebene und zu sagen, okay, nutzt doch KI, um mehr Effizienz reinzubringen und auch schneller mehr Informationen in so … Wir haben früher von A/B-Testen geredet. Heute kannst du A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L und so weiter Testing machen in kürzerer Zeit als vorher und das ist super. Aber was ich viel, viel spannender finde, ist zu sagen, okay, wie verändert KI Geschäftsmodelle? Und wo kann man das sinnvoll einbauen, ohne dass man in dieser Content-Dimension denkt? Und da passiert eine ganze Menge. Es war gerade ein großes Shopsystem, hatte jetzt gerade so einen offiziellen Tag und die sind auch so...

 

Joubin Rahimi:

Du meinst wahrscheinlich Shopware gestern, oder?

 

Oliver Lucas:

Ja, genau. Und die haben auch kommuniziert, dass in ihrer Software einige Module drin sind, die KI ausgerichtet sind und einige davon sind zum Beispiel auch von Teams von uns programmiert worden. Wir reden nicht drüber auf Bühnen, sondern für uns ist KI Daily Business.

 

Joubin Rahimi:

Da bin ich mega gespannt, weil ich teile KI auch in drei Bereiche. Das eine ist Effizienzgewinn bei dem täglichen Tool. Das zweite ist etwas auf Basis der Daten, die ich habe, für den Kunden besser zu machen. Und das Dritte ist, neue Geschäftsmodelle damit aufzusetzen. Das sind für mich so die drei Themen. Und das eine effizienter machen wird so oder so jeder sein.

 

Oliver Lucas:

Klar.

 

Joubin Rahimi:

Und das zweite ist: Wie kann ich beispielsweise E-Commerce mit KI wirklich umsetzen? Was mache ich für den Kunden besser? Und da denke ich an den digitalen Assistenten. Ich will gar nicht mehr suchen. Ich will eigentlich, dass ein digitaler Assistent für mich dann alles erledigt, was ich gerade vorhabe. Und das Dritte ist wirklich, neue Sachen zu generieren. Aber all dem liegt etwas zugrunde, was du gerade gesagt hast. Das finde ich auch mega spannend. Wie verändert sich die Softwareentwicklung? Weil wenn ich, ich habe saniert und da sind dann Maurer und Menschen, die abreißen. Das eine und nebendran wird was gebaut, fertig aus Technik. Da kannst du dir schon die Frage stellen: „Wie viel musst du wirklich jedes Mal selber entwickeln?" Und die KI, glaube ich, wird, wenn das ein Mittelguterprogrammierer ist und das ist ein Guter, ist ja ein Guter meistens zwei, drei Mal wirklich besser als ein Mittelguter aus verschiedenen Punkten. KI wird es nach oben pushen, aber nicht drüber, glaube ich. Die gute wird auch noch einen Ticken besser sein, aber der Gap, der Gap wird ja viel kleiner. Dann stellen wir die Frage: Wo sind dann unsere Kunden, also von NFQ und uns, was wollen sie haben? Ich glaube, sie wollen Menschen haben, die sie verstehen System, Vertrauen haben. Und das ist dann wieder nicht ein System. Aber wer entwickelt dann schlussendlich? Und ich glaube, da haben wir einen ganz großen Shift, dass man es weltweit verteilt. Deswegen sprechen wir ja auch, aber das finde ich mega spannend. Teilst du die Meinung oder sagst du, Programmiererjob in Deutschland ist ein Safe Bet für die nächsten zehn Jahre?

 

Oliver Lucas:

Nein, würde ich nicht sagen, dass das so ist, sondern ich würde eher sagen, du brauchst Leute, die Software verstehen, du brauchst Leute, die IT-Architektur verstehen, du brauchst nicht zwangsläufig einen Coder. Das ist, glaube ich, eine Veränderung in den Profilen. Ich war jetzt auch neulich in USA beim Softwareanbieter auf einer großen Konferenz und da hat der Chief Strategy Officer dann auch gesagt, er würde seine Kinder jetzt nicht mehr dahin entwickeln, dass sie irgendwie Softwaredevelopper werden, sondern dass sie eher, sage ich mal, so eine Art IT-Generalist werden. Und das fand ich eigentlich ganz spannend. Du brauchst Leute, die das verstehen. Es geht nicht mehr darum, ob du ein PRP oder ein Java oder ein .NET Mensch bist oder so was, weil das wird perspektivisch keine Rolle mehr spielen, sondern du musst verstehen, wie diese Dinge zusammengehören. Und jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht zu sehr auf dünnes Eis komme, weil ich bin ja kein ITler. Aber ich glaube, die Welt wird sich dahin entwickeln. Und wenn man es mal ganz kurz auf E-Commerce runterbricht: Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert oder ob das nicht längst passiert ist, dass, ich sage mal ein Shopify-Shopware automatisch über Interaktion mit einem guten KI-Assistenten erstellt wird. Und das ist natürlich auch eine Challenge für Agenturlandschaften. Macht natürlich alle viel, viel mehr. Und da ist dann auch gerade das, was du sagst, das Thema Vertrauen und Kundenbetreuung und Themen entwickeln und den Kunden führen und begleiten. Aber das reine Doing, daran reich zu werden, das wird sich auch ändern. Ich glaube, da werden auch viele Agenturen noch Herausforderungen haben. Deswegen Leute, schaut euch an, was mit KI wirklich möglich ist, weil es wird passieren, ob euch das passt oder nicht.

 

Joubin Rahimi:

Ja, das ist ein guter Punkt. Eigentlich kann man gut vorstellen, dass man sagt, Shopify stellt einem 20 Fragen und man lädt Dateien runter in eine Excel-Liste, macht einen Dampf von Dateien, von Bildern. und man sagt, hier, lade mal die zwei Gigabyte runter, und der setzt die Sachen schon zusammen.

 

Oliver Lucas:

Genau. Und dann sucht bitte noch parallel dazu, wo gleiche oder ähnliche Produkte und mach mir daraus eine supergeile Produktbeschreibung und weiß ich nicht was. Das ist ja alles heute...Nicht, dass ich das könnte, aber das ist technisch möglich.

 

Joubin Rahimi:

Ja, mega spannend. Als Abschluss würde ich ganz gerne noch mal auf den Punkt zurückkommen, wo wir eigentlich gestartet haben: Projekte. Wir haben ja gesagt, eigentlich sind ja E-Commerce Replatforming oder solche Digitalprojekte, oder du sagst ja auch Digital Commerce, so ganzheitlich, sind keine Projekte. Und das streiche ich vollkommen. Und für unsere Zuhörer jetzt ist die Frage sicherlich, ja, was ist es dann und wie sollte ich mich aufstellen und warum? Das wäre der Fragedruck, den ich dir gerne noch mit mitgeben möchte. Das ist ja ein echter Kern, oder?

 

Oliver Lucas:

Ja, total. Ich glaube, es ist schon in irgendeiner Form ein Projekt, wenn man wirklich sich mit einer Philosophie eines Projektes beschäftigt. Allerdings, ich sehe es auch immer als Veränderungs-und Change-Projekt. Und ich bin nicht so dafür, dass man isoliert sagt, ich baue jetzt das und das irgendwo mit rein. Und vor allem ist es auch nicht so, dass wenn man irgendwo was reingebaut hat, so als Einzelprojekt, dass das dann fertig ist, sondern das ist immer eine Evolution. Das Ganze geht immer irgendwo weiter und deswegen, glaube ich, dieses ganzheitliche Denken und zu verstehen, wohin entwickelt sich mein Business und was muss ich dafür in den nächsten Jahren anpassen? Das ist die Herausforderung, die wir alle haben miteinander und das ist aber auch der Weg, der passieren wird. Man sollte es trotzdem als Projekt sehen, aber es ist ein Unternehmensprojekt. Also je nachdem, was du jetzt gerade machst. Wenn du jetzt deine Website erneuerst, dann weiß ich nicht, ob man das jetzt so sehen darf, aber letztlich, die digitale Visitenkarte ist wahrscheinlich heute wichtiger und relevanter, als wie oft du mit welchem Hemd und welchem Sacko auf eine Messe gehst oder so was. Ich glaube, digital first ist schon ein Thema, was in vielen Unternehmen noch gar nicht so angekommen ist, weil Digitalisierung auch als Selbstzweck doof ist. Aber Digitalisierung ist halt was, was vielen zum Positiven verändert in Unternehmen und hilft, besser zu werden. Und wenn wir es in Deutschland nicht hinkriegen, besser zu werden, dann wird es immer schwieriger, weil wir sind ja schon ein bisschen im Nachlaufen und im Hintertreffen, was Digitalisierung anbelangt. Insofern, ich glaube, wir müssen an diese positive Kraft denken der Veränderungen und da ist Digitalisierung der Mittel zum Zweck.

 

Joubin Rahimi:

Sehr schönes Abschlusswort. Und damit möchte ich es einfach lassen. Wenn ihr Fragen noch an Oliver habt, packt sie einfach unten rein. Wir diskutieren gerne und Oliver bestimmt genauso. Ich habe auch für dich mitgesprochen. Und ansonsten schreibt auch den Oliver sonst mit einer Direct Message an. Ich habe mich mega gefreut. Danke dir.

 

Oliver Lucas:

Danke dir, Joubin. Hat super viel Spaß gemacht.

 

Joubin Rahimi:

Und wieder eine Menge gelehrt und freue mich auf viele weitere Touchpoints in kürzeren Zyklen als 14, 7 und 7 Monate. 14 Jahre, 7 Jahre, 7 Monate ungefähr. Danke dir, Oliver.

 

Oliver Lucas:

Alles klar.

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Joubin Rahimi
Managing Partner synaigy GmbH

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Blog 15.02.24

Erfolg im E-Commerce: UNGER setzt auf digitale Innovation

Im digitalen Zeitalter hat UNGER Fashion eine Vorreiterrolle im Luxusmodemarkt eingenommen. Durch die Integration von KI und einem unübertroffenen Kundenservice hebt sich das Unternehmen deutlich von Marktbegleitern ab. Fabian Haustein, CDO von UNGER Fashion, teilt exklusive Einblicke, wie Personalisierung und Technologie genutzt werden, um einzigartige Einkaufserlebnisse zu schaffen.